Charles Prince wurde die US-Immobilienkrise zum Verhängnis.

New York - Die US-Immobilienkrise hat einen weiteren Top-Manager aus der amerikanischen Finanzwelt den Posten gekostet: Nach einem drastischen Gewinneinbruch ist der Chef der Citigroup, Charles Prince, zurückgetreten. Als neuer Verwaltungsratschef soll der ehemalige US-Finanzminister Robert Rubin die größte Bank der USA aus der Krise führen, teilte die Bank nach einer Krisensitzung am Sonntagabend in New York mit. Win Bischoff, Verwaltungsratschef von Citi Europe, soll übergangsweise als Vorstandschef fungieren.

Die Citigroup hatte vor kurzem einen Gewinneinbruch um 57 Prozent auf 2,36 Milliarden Dollar (rund 1,64 Milliarden Euro) vermeldet. Am Sonntag gab sie bekannt, dass sie von einem zusätzlichen Abschreibungsbedarf von acht bis elf Milliarden Dollar (5,5 bis 7,6 Milliarden Euro) ausgeht. Bereits jetzt hat sie 6,5 Milliarden Dollar in Zusammenhang mit faulen Krediten abgeschrieben. Experten hatten weitere Bereinigungen erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß. Branchenexperte Ralph Cole sprach von einer "schockierenden" Entwicklung. Am meisten überrasche ihn "die Schnelligkeit, mit der sich die Hypothekenkrise verschärft".

"Wegen des Ausmaßes dieser Belastungen ist ein Rücktritt für mich als Chief Executive Officer der einzig ehrenhafte Schritt", erklärte der 57-jährige Prince in einem Schreiben an die Bankmitarbeiter. Er stand seit 2003 an der Spitze der größten US-Bank. Noch Mitte Oktober hatte Prince vor Investoren personelle Konsequenzen wegen der Hypothekenkrise ausgeschlossen. Doch der Druck auf ihn stieg. Sein Schicksal als Konzernchef dürfte eine Analystenherabstufung am vergangenen Donnerstag besiegelt haben, die weltweit den Finanzsektor an den Börsen unter Druck brachte. Prince kann aber nach Angaben von US-Medien nach seinem Abgang mit einer großzügigen Abfindung in einer Größenordnung zwischen 31 und 94 Millionen Dollar rechnen.

Der neue Verwaltungsratschef Rubin gilt als Vertrauter von Prince. Er kam 1999 zur Citigroup, nachdem er mehr als vier Jahre lang Finanzminister unter Präsident Bill Clinton gewesen war. Davor arbeitete er 26 Jahre bei Goldman Sachs und war unter anderem Co-Chairman der Investmentbank. Der 66-jährige Bischoff leitet seit Mai 2000 das Europageschäft der Citigroup.

Das Führungsgremium der Bank bildete einen Ausschuss, der einen neuen Konzernchef suchen soll. Infrage kämen interne und externe Kandidaten, sagte Rubin. Heiße Kandidaten sind Medienberichten zufolge Citigroup-COO Robert Druskin und der für das Investment Banking zuständige Vikram Pandit. Auch der Chef des weltgrößten Börsenbetreibers NYSE Euronext, John Thain, ist als möglicher Bankchef im Gespräch.

Erst am Dienstag hatte der Chef der US-Investmentbank Merrill Lynch, Stan O'Neal, das Handtuch geworfen. Merrill Lynch, einer der größten Finanzdienstleister der Welt, hatte im Zusammenhang mit der US-Immobilienkrise im dritten Quartal über acht Milliarden Dollar (5,6 Milliarden Euro) abschreiben müssen.

Die Hypothekenkrise war durch die Vergabe schlecht abgesicherter Kredite an US-Hausbesitzer ausgelöst worden, die in Rückzahlungsschwierigkeiten gerieten. Da die Banken untereinander mit den faulen Krediten handelten, gerieten in der Folge Finanzinstitute weltweit in Schwierigkeiten. (APA/AP/Reuters/AFP/dpa)