Belgrad/Prishtina/Wien – Vor den nächsten Kosovo-Gesprächen in Wien am Montag machen neue Begriffe die Runde. In Prishtina wird über das „Hongkong-Modell“ diskutiert. Demnach soll der Kosovo in zwölf Jahren unabhängig werden. Der Vorschlag soll von den USA gekommen sein. Diskutiert werden soll in Wien auch der 14-Punkte-Vorschlag des EU-Vertreters in der Kosovo-Troika, Wolfgang Ischinger, wonach Serbien etwa keine „physische Präsenz“ mehr im Kosovo haben soll.

Der im August im Standard präsentierte Vorschlag Ischingers, den deutsch-deutschen Grundlagenvertrag aus dem Jahr 1972 als Grundlage für die Regelung der Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo zu nehmen, lehnt Belgrad grundsätzlich ab. Der Grundlagenvertrag gehe von zwei unabhängigen Staaten mit territorialer Integrität aus, und das sei für Serbien absolut inakzeptabel, sagte der serbische Minister für den Kosovo, Slobodan Samardžiæ.

Die Statusverhandlungen sollen am 10. 12. beendet werden. Kosovo-Premier Agim Çeku erklärte, dass das kosovarische Parlament unabhängig vom Ausgang der Gespräche bis zum Jahresende die Unabhängigkeit ausrufen werde. Indes werden unter den Serben in Bosnien die Stimmen nach einer Unabhängigkeit immer lauter, falls der Kosovo unilateral anerkannt werden sollte.

Politische Krise in Bosnien

Die EU müsse sich schnell etwas einfallen lassen, sonst könnte die politische Lage in der Region außer Kontrolle geraten, sagte ein europäischer Diplomat in Belgrad. Statt sich ganz auf die an sich „fast aussichtslose“ Kosovo-Frage zu konzentrieren, müsse man nun auch die politische Krise in Bosnien berücksichtigen. Obwohl Brüssel und Washington darauf bestehen, die zwei Probleme getrennt zu betrachten, habe es Belgrad mit der Unterstützung Moskaus geschafft, den Status der Serben in Bosnien und somit die Existenz von Bosnien als Druckmittel ins Spiel zu bringen.

Die kosovarische Zeitung Express berichtete indes, dass gegen den Chef der UN-Mission im Kosovo (Unmik), Joachim Rücker, Ermittlungen eingeleitet worden seien. Schon seit September ermittelt der UN-Sitz in New York gegen den Vize-Chef der Unmik, Steven Schook. Die Computerfestplatten von Rücker, Schook und dem Leiter der Rechtsabteilung, Alexander Borg Olivier, sollen beschlagnahmt worden sein. Laut Express stehen die Ermittlungen gegen Borg und Schook im Zusammenhang mit einem Kraftwerksbau und mit Treibstofflieferungen. (iva, awö, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.2007)