Cover: Hoffmann & Campe
Der charmante Mario und die schöne Annabel, die aus Sizilien nach Deutschland gekommen sind, erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit. Doch dann erleidet Annabel einen Zusammenbruch und bittet Bella Block um Hilfe. Es scheint sich um ein Verbrechen aus Leidenschaft zu handeln, das von Mario geplant und befohlen wird und das Annabel verhindern möchte. Bella reist also über Neapel nach Sizilien und findet sich im überaus schweigsamen Corleone wieder.

Doris Gercke geht es in ihren neuen Krimi um unsichtbare Parallelwelten, in denen die Gesetze der Cosa Nostra mehr gelten als die Familienbande, mehr als äußerliche Anpassung, mehr als die eigene Unversehrtheit. Mario scheint einer der Bosse zu sein, aber Bella ist nicht klar, wieweit Annabel von den Geschäften ihres Mannes weiß. Und dann ist da noch die schöne Verwandte Paola, der Mario das Studium finanziert hat. Sie fliegt nach Sizilien, weil sie die Frauen der einsitzenden Bosse auf ihre Seite bringen will, um das Unternehmen zu restrukturieren.

Die betagten, mythenumwobenen Capos, die nach alten Geschäftsprinzipien handeln und ihre Befehle aus dem Gefängnis über die besuchenden Ehefrauen weitergeben, müssen abgelöst werden durch smarte Juristen und Wirtschafts-wissenschaftler, die eine diskretere Form der Kriminalität entwickeln, globaler, schneller. Zwischen Hamburg und Palermo ist ein unsichtbarer Kulturwandel zugange, von dem nicht nur Bella nichts ahnt und den Gerke eindrucksvoll herausarbeitet: kurz, hart und desillusionierend (Doris Gercke: Schweigen oder Sterben. € 18,50, Hoffmann & Campe). (i.s., ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 03./04.11.2007)