"1000 Euro habe ich mir zugeteilt, weitere 1000 meiner Frau, die ebenfalls im Betrieb arbeitet", schildert Rossi den Selbstversuch. "Damit sollten wir und unsere beiden Töchter einen Monat lang auskommen." Die Proteste der Mädchen gegen die Kürzung des Lebensunterhalts ignorierte der Vater: "Sie sollten erkennen, welche Privilegien sie genießen." Von der Haushaltssumme zog das Familienoberhaupt zunächst die Ausgaben einer italienischen Durchschnittsfamilie ab: Strom- und Telefonrechnung, Autoversicherung, Miete.
Nach 20 Tagen war der Versuch gescheitert - die Summe war aufgebraucht. "Wir waren einmal im Kino und einmal in einer Pizzeria. Alle Lebensmittel haben wir im Supermarkt eingekauft. Für die Kinder war je ein neues Kleidungsstück eingeplant", zieht Rossi Bilanz. Am Tag, als er aufgab, schaute er in der Bar des Ortes vorbei. "Da saßen sechs oder sieben Bekannte und ich hatte kaum 20 Euro in der Tasche - zu wenig, um einen auszugeben."
Er habe sich geschämt, gesteht Enzo Rossi: "Es ist ungerecht, dass meine Belegschaft mit so wenig Geld auskommen muss." Ergebnis des Experiments: eine monatliche Lohnerhöhung von 200 Euro.
Der Unternehmer, der in Campofilone im adriatischen Hügelland nach diesem Ort benannte, traditionelle Teigwaren herstellt: "Ich habe den Umsatz meines Betriebes auf 1,6 Millionen Euro gesteigert. Davon sollen auch meine Beschäftigten etwas abbekommen." Die Nachricht von der unkonventionellen Gehaltserhöhung machte schnell die Runde. In Talkshows dementierte Rossi, Marxist zu sein, outete sich als "reuiger Rechtswähler" und schilderte die Beweggründe für seine Entscheidung: "Wir fallen ins 19. Jahrhundert zurück, als es in meiner Heimat Adelige und Tagelöhner gab. Eine Verarmung unserer Arbeiter dürfen wir nicht zulassen."