Foto. Architekten
Wien – Die Verschandelung des ersten Bezirkes durch vorweihnachtliche Verstandelung ist Ursula Stenzel (VP) seit jeher ein Dorn im Auge. Jetzt, nach zwei Jahren im Amt, hat die Bezirksvorsteherin der Innenstadt eine Lösung für das jährlich wiederkehrende Problem parat. Zumindest theoretisch. Denn letztlich hängt es von den einzelnen Wiener Punschstandbetreibern ab, ob sich Stenzels Vorstellung von einer kitschfreien Verhüttelung aus einem Guss durchsetzen wird.

Die Citychefin präsentierte am Freitag stolz das Siegermodell des von ihr initierten und von einer Bank gesponserten Designwettbewerbes "Neue Punschstände für die City". Entworfen hat die schicke Sieger-Hütte aus dunkelbraun lackiertem Holz und Glas ein Team der Meisterklasse für Industrial Design an der Wiener Uni für Angewandte Kunst. "Das Design erinnert ein bisschen an Adolf Loos", sagt Stenzel, "und das passt einfach besser in die Stadt als die alten Hütten im Alpinlook". Die Bezirksvorsteherin geht davon aus, dass die selbst zusammengezimmerten Rustikal-Standln nach und nach aus der Innenstadt verschwinden werden.

Vier Stück

Wobei die Zahl der neuen, mit Lichtkanten und Planendach ausgestatteten Hütten diesen Winter noch sehr überschaubar bleibt: Gerade einmal vier Stück werden im ersten Bezirk aufgestellt, gut sichtbar Am Hof, am Michaelerplatz, am Neuen Markt sowie am Hohen Markt. Die Herstellerfirma huette.at hofft allerdings, dass nach der Wintersaison die Nachfrage so groß sein wird, dass man nächstes Jahr massenweise produzieren kann.

Jeden Winter stehen in der Wiener Innenstadt immerhin 300 Hütten herum. Die Miete für das Designerstandl, das es in zwei verschiedenen Größen gibt, beläuft sich auf 1500 Euro Miete pro Saison, der Kaufpreis ist noch nicht fix.

Damit sich Ursula Stenzels Traum vom durchdesignten Weihnachtszauber in der City erfüllt, sollte die neue Punschhütte auf jeden Fall preiswerter sein als jene Marktstände, die ein Architektenteam vor zwei Jahren für den Brunnenmarkt in Wien-Ottakring entworfen hat._18.000 Euro war den meisten Standlern zu teuer, und so erwiesen sich die schönen neuen Stände bisher als Ladenhüter. (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 3./4.11.2007)