Zagreb - Am Samstag fiel in Kroatien der offizielle Startschuss für den Wahlkampf vor den sechsten Parlamentswahlen seit der Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1991. Insgesamt treten 3.585 Kandidaten auf 249 Listen für die Wahl am 25. November an. Durchschnittlich 22 Kandidaten rangeln um einen Sitz im Parlament, höchstens 160 Abgeordnete werden einen finden. Bei den Parlamentswahlen 2003 bewarben sich deutlich mehr Kandidaten: 5.155 auf 405 Listen.

Laut dem kroatischen Wahlgesetz wird in zehn Wahlkreisen und zwei Sonder-Wahlkreise gewählt. Einen Sonder-Wahlkreis bilden die Minderheiten, einen die im Ausland lebenden Kroaten. Auf insgesamt 71 Listen treten Vertreter der nationalen Minderheiten an, für sie gibt es neun Fixplätze im Parlament. Wie viele Vertreter die im Ausland lebenden Kroaten erhalten, hängt hingegen von der Zahl der Wähler ab. Bei den vergangen Wahlen 2003 reichte es immerhin für vier Abgeordnete.

Zwei führende Parteien

Die beiden führenden Parteien Kroatiens, die regierende HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) und die oppositionelle SPD (Sozialdemokraten), können mit je rund 30 Prozent der Wählerstimmen rechnen, während die anderen Parteien höchstens zehn Prozent der Wähler ansprechen.

Das in Kroatien geltende Wahlgesetz bevorzugt große Parteien oder Bündnisse, weil es vorsieht, dass die Stimmen für jene Parteien, die den Einzug ins Parlament nicht schaffen, auf die siegreichen Parteien aufgeteilt werden. Darum könnten SDP und HDZ mit je rund einem Drittel der Abgeordneten im Parlament rechnen. Den Umfragen zufolge kann die drittstärkste Partei, die Pensionistenpartei HSU, bis zu sieben Abgeordnete erreichen.

Wichtige Bündnisse

Um das Wahlrecht an einem Beispiel zu illustrieren: Haben etwa 20 Prozent der Wähler ihre Stimme für Parteien abgegeben, die in Folge an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, werden diese auf die siegreichen Parteien proportional nach dem Stimmengewinn aufgeteilt. Hat nun eine Partei 40 Prozent errungen, bekommt sie 40 Prozent jenes Stimmenfünftels hinzu, das ansonsten "verfallen" würde. Diese Partei käme demnach auf 48 Prozent. Gerade vor diesem Hintergrund sind Wahlbündnisse in einzelnen Wahlkreisen von großer Wichtigkeit. (APA)