Hamburg - Auch deutsche Profis sollen in den möglichen Wettskandal im Welttennis verwickelt sein. Das behauptet laut WDR ein namentlich nicht bekannter deutscher Top-Spieler in einem Beitrag der Sendung "sport inside", in der sich der als Insider bezeichnete Akteur am Montag freilich nicht zu erkennen geben wird, wie ein Sprecher der WDR-Redaktion erklärte.

In dem Gespräch, als Kurzfassung am Sonntag in der ARD-Sportschau, behauptet der anonyme Zeuge, der auch an ATP-Turnieren teilgenommen habe, dass aktive Tennisspieler bei internationalen Turnieren in der "Players Lounge" ungehindert Tenniswetten vorgenommen hätten. Der Weltverband ATP verbietet dies unter Androhung einer Sperre auf Lebenszeit.

Nach Angaben des deutschen Spielers, der aus Angst vor Repressalien unerkannt bleiben will, sollen die Akteure mit den Wetten ein Vielfaches ihres Preisgeldes eingenommen haben. Das lässt den Schluss zu, dass es sich vermutlich um weniger bekannte Profis handelt. Von einem seiner Landsleute will er zudem während eines Turniers gebeten worden sein, für ihn als Strohmann zu agieren und eine fünfstellige Summe auf dessen Spiel zu setzen.

Der Tennis-Insider benennt laut WDR überdies ein internationales Match, von dem in der Tennis-Szene bekannt sei, dass es manipuliert worden ist, und bei dem hohe Einsätze bei internationalen Wettbüros aus dem Umfeld der Spieler gesetzt worden seien. Spiele würden abgesprochen und Aufschlagspiele absichtlich verloren. Selbst bei Grand-Slam-Turnieren gäbe es bewusst einkalkulierte Niederlagen.

Dem WDR liegt nach eigenen Angaben eine Liste mit 140 verdächtigen Matches vor, die von der Spielerorganisation ATP derzeit geprüft werde. Auf der Liste, die von einem britischen Buchmacher und intimen Kenner der Szene erstellt worden sein soll, tauchten Spiele im Zeitraum zwischen dem 22. Juli 2002 und dem 21. September 2007 auf. Laut WDR sollen auch sieben deutsche Topspieler auf der Liste stehen, zwei von ihnen hätten die betreffenden Spiele verloren. Insgesamt 154 Spieler und 11 Spielerinnen würden auf der Liste stehen. In der Aufstellung würden auch 17 Grand Slam Matches in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York genannt. (APA/dpa)