Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten haben Hollywoods Drehbuchschreiber am Montag aus Protest gegen die Zahlungsbedingungen ihre Arbeit niedergelegt. Elfstündige Gespräche am Sonntag hatten keine Einigung gebracht. Während des Ausstandes würden die Verhandlungen mit den Produzenten fortgesetzt, sagte die Sprecherin der Gewerkschaft der Autoren (WGA), Sherry Goldman, und bekräftigte: "Der Streik läuft." Nach Angaben der Arbeitgeber haben sich beide Seiten auf langwierige Streiks eingestellt.

Der Tarifvertrag für die US-Drehbuchautoren war vergangene Woche ausgelaufen. Bei den seit Juli laufenden Neuverhandlungen ging es im Kern um die Frage, wie die Vergütung der Drehbuchschreiber dem digitalen Zeitalter angepasst werden soll. Die Autorengewerkschaft Writers Guild of America (WGA) forderte für ihre 12.000 Mitglieder einen größeren Anteil an den Einnahmen aus dem DVD-Geschäft und den Internet-Downloads. Autoren bekommen derzeit 1,2 Prozent der Einkünfte beim einmaligem Hochladen von Programmen ins Internet, bei sämtlichen Downloads von Internetseiten wie iTunes gehen sie aber leer aus. "Es wird immer mehr auf Computerschirmen angesehen und wir bekommen nichts", sagte Goldman.

"Das sind einige der wichtigsten Fragen, die sich den Autoren seit vielen Jahren stellen", sagte Drehbuchschreiber Dan E. Fesman. "Wenn wir diese Schutzmaßnahmen nicht jetzt durchsetzen, wissen wir nicht, was in Zukunft wird." Die Drehbuchschreiber hatten sich schon vor Tagen mit überwältigender Mehrheit (90,3 Prozent) für einen Streik ausgesprochen, sollte es nicht zu einer "fairen Lösung" mit den Produzenten kommen. "Jeder weiß, was eine DVD kostet", sagte der Autor Bryce Zabel. "Ein Autor bekommt davon vier oder fünf Cent. Wir verlangen acht, und das wird als himmelschreiend verurteilt".

or allem Late-Night-Shows betroffen

Die Filmstudios dagegen argumentieren, dies würde das Wachstum gefährden in Zeiten gestiegener Kosten, knapperer Margen und der zunehmenden Bedrohung durch Raubkopierer. Um den Streik abzuwenden, hatten beide Seiten bis zuletzt in Los Angeles verhandelt.

Besonders Fans von Late-Night-Talkshows dürften die Auswirkungen des Austands unmittelbar zu spüren bekommen, da den aktuellen Sendungen nun vorerst die Gag-Schreiber fehlen. Fernsehzuschauer müssen während des Streiks wohl mit Wiederholungen der beliebten Shows von David Letterman und Jay Leno vorlieb nehmen. Wir haben keinerlei Vorräte an Texten", sagte Amy Poehler von "Saturday Night Life". "Bumm - unsere Show ist zu Ende", erwartete die Fernsehmacherin.

Weniger betroffen werden dagegen wohl die Filmproduktionen sein, da die Drehbücher für die Filme des kommenden Jahres bereits in den Studios liegen. Dennoch war das Fachblatt "Daily Variety" schon am Freitag mit der Schlagzeile "Apocalypse Now" erschienen.

Unterhaltungsindustrie drohen Einbußen von Hunderten Millionen Dollar

In Los Angeles kamen 300 Streikführer zusammen, alle Mitglieder wurden aufgefordert, sich in zwei Schichten als Streikposten einteilen zu lassen. Schwerpunkt der Kampfmaßnahmen liegt in Hollywood. Mit rund 30 TV-Shows und etwa 2500 Gewerkschaftsmitgliedern ist allerdings auch New York stark betroffen.

Den bisher letzten größeren Streik der Drehbuchautoren-Gewerkschaft WGA hatte es 1988 gegeben. Er dauerte 22 Wochen und kostete die Branche schätzungsweise 500 Millionen Dollar. Experten zufolge dürfte ein Streik von gleicher Länge diesmal doppelt so teuer werden. (APA/dpa/sda/AFP/Reuters)