Berlin - Nach Vorwürfen über intransparente Bilanzen will die Deutsche Post AG "rückwirkend acht Quartale neu bilanzieren". Das kündigte Konzernchef Klaus Zumwinkel in einem "Spiegel"-Interview vom Wochenende an. "Ich nehme die Kritik an und verspreche mehr Transparenz. Wir haben nichts zu verbergen", sagte er. Im Rahmen der Quartalsberichterstattung werde er am 8. November "auf alle Vorwürfe Antworten geben".

Zugleich bekräftigte er seinen Plan, ins Geschäft mit Gratis-Zeitungen einzusteigen. "Wenn sich Gratiszeitungen für uns rechnen, werden wir das machen", sagte Zumwinkel. Er habe vor niemandem Angst. Seinem neuen Konkurrenten im Briefgeschäft, der Axel Springer AG, warf er "Kampagnenjournalismus" gegen ihn und seinen Konzern vor.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger erklärte, die Drohung der Post, eine eigene Gratis-Zeitung herauszubringen, werde man nicht unerwidert lassen. "Wagt die Post den Angriff, wird sie massive Verluste einstecken müssen. Alle großen und mittelgroßen Verleger können mit eigenen Gratiszeitungen zurückschlagen. Die Pläne dafür haben wir in der Schublade", sagte Verbandspräsident Helmut Heinen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Spekulationen

Zu Gerüchten, Springer wolle seine Beteiligung an der Pin Group mit dem anderen Post-Konkurrenten TNT fusionieren, sagte Zumwinkel: "In der Branche ist bekannt, dass TNT schon immer Pin kaufen wollte, zunächst jedoch Springer als Anteilseinsammler und verlegerische Speerspitze gern gesehen hat."

Zumwinkel sagte, er rechne damit, dass man den von ihm geforderten Mindestlohn für die Post-Branche bis "Ende November" haben werde. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger warf der Post dagegen vor, sich mit einem Mindestlohn unliebsamer Konkurrenz entledigen zu wollen. Zumwinkel müsse nicht so tun, als sorge er sich um die Zusteller, sagte Heinen der "FAS". "Sein alleiniges Ziel ist es, von vornherein Konkurrenz im Briefmarkt auszuschalten." Die Verleger sind harte Konkurrenten der Post. Springer hält die Mehrheit an der Pin Group. (APA/AP)