Rom - Gesagt, getan: Wenige Stunden nach dem Beschluss des Ministerrates hat Italien am Wochenende mit der Abschiebung von "kriminellen und integrationsunfähigen" Rumänen begonnen, 38 rumänische Staatsbürger wurden nach Bukarest ausgeflogen. Fast alle kündigten ihre Absicht an, bald nach Italien zurückzukehren. Vor allem in Großstädten wurden Listen von Rumänen vorbereitet, die wegen "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" abgeschoben werden sollen.

Bukarest wirft der Regierung in Rom Xenophobie vor. Das Land werde die "ungesetzliche Abschiebung" von mehreren tausend Landsleuten nicht akzeptieren, Italien wurde aufgefordert, rumänische Staatsbürger vor Übergriffen zu schützen. In Rom hatten vermummte Männer ebenfalls am Wochenende drei Rumänen mit Knüppeln und Messern verletzt. Beim Fußballspiel von Lazio Rom gegen den AC Florenz beschimpften rechtsextreme Lazio-Anhänger den rumänischen Nationalspieler Adrian Mutu als "Zigeuner".

Außenminister Massimo D'Alema versuchte, die Spannungen zu entschärfen: "Für die italienische Regierung gibt es keinen Fall Rumänien." In Rom nahmen am Samstag Tausende an der Trauerfeier für die von einem jungen Rom ermordete Frau teil. Bürgermeister Walter Veltroni beschuldigte die Rechte, den Mord als Vorwand für eine "primitive ausländerfeindliche Kampagne" zu benützen.

Der Parteichef der Nationalen Allianz, Gianfranco Fini, erklärte am Sonntag, es sei "unmöglich, Sinti und Roma zu integrieren". Die Rechte werde dem Dekret der Regierung nur zustimmen, wenn es verschärft werde. Die beiden kommunistischen Parteien in der Ulivo-Koalitionsregierung lehnen "populistische Entscheidungen" ab und wollen dem Dekret nur "in veränderter Form" zustimmen. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD - Printausgabe, 5. November 2007)