München - Der deutsche Rückversicherer Münchener Rück bleibt nach einem Gewinnsprung im dritten Quartal auf Rekordkurs und hat seine Erwartungen für 2007 nochmals leicht angehoben. "Wir könnten sogar die bisher als Jahresgewinn angepeilten 3,5 bis 3,8 Mrd. Euro leicht übertreffen", sagte Münchener-Rück-Vorstand Jörg Schneider am Montag in München.

Zwar habe es in diesem Jahr mit dem Wintersturm "Kyrill" im Jänner, den Überschwemmungen in Großbritannien im Juni und Juli, dem Hurrikan "Dean" im August sowie den Waldbränden in Kalifornien eine ganze Reihe von Naturkatastrophen mit teils hohen Schäden gegeben, doch könne der Konzern nun die Früchte seiner "strikten Ertragsorientierung" ernten. Operativ schnitt die Münchener Rück allerdings zwischen Juli und September schlechter ab, als von Analysten erwartet.

Im vergangenen Jahr hatte die Münchener Rück mit 3,5 Mrd. Euro den bisher höchsten Überschuss in ihrer Geschichte erzielt. Mit der Neuausrichtung des Geschäfts in den USA, wo das Unternehmen unter anderem den Erstversicherer Midland übernehmen will, erziele man weitere Fortschritte in dem auf profitables Wachstum ausgerichteten Programm "Changing Gear", sagte Schneider. Das Unternehmen hatte zudem die Übernahme des bisherigen Kooperationspartners Cairnstone in den USA und zuletzt auch der britischen Gesellschaft MSP Underwriting verkündet. "Es handelt sich nicht um eine großangelegte Einkaufstour", sagte Schneider. Vielmehr verfolge man mit den Akquisitionen konsequent das Ziel einer starken Präsenz in Wachstumsmärkten.

Im dritten Quartal profitierte der Rückversicherer von Effekten aus der Unternehmenssteuerreform und verbuchte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Gewinnschub um 69 Prozent auf 1,196 Mrd. Euro. Die Reform spülte dem Konzern dabei rund 400 Mio. Euro in die Kassen. Operativ ging das Ergebnis zwischen Juli und September dagegen angesichts einer ungünstigeren Schaden- Kosten-Quote in der Rückversicherung um gut 13 Prozent auf 1,132 Mrd. Euro zurück. Die gebuchten Bruttobeiträge erhöhten sich um 1,5 Prozent auf 9,148 Mrd. Euro.

"Noel" noch nicht ausgestanden

In den ersten neun Monaten hat das Unternehmen damit bereits 3,3 Mrd. Euro Gewinn eingefahren. Allerdings könnten auch die letzten Wochen des Jahres noch Naturkatastrophen-Schäden oder Verwerfungen an den Kapitalmärkten mit sich bringen, sagte Schneider. So sei der Tropensturm "Noel" noch nicht endgültig ausgestanden, und für eine Schadenschätzung sei es noch zu früh. Durch die Waldbrände in Kalifornien stellt sich die Münchener Rück unterdessen auf Belastungen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich ein. Die massive US-Hypothekenkrise hatte dem Rückversicherer Verluste von 150 Mio. Euro beschert, davon 115 Mio, Euro im dritten Quartal. Nun seien im Prinzip keine weiteren Belastungen zu erwarten, sagte Schneider. "Ich erlaube mir zu sagen, dieses Thema ist für uns damit gelaufen."

Für die Erneuerungsrunde zum Jahresbeginn 2008 zeigte sich Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek zuversichtlich und pochte zugleich auf angemessene Preise. "Die Münchener Rück ist gut aufgestellt, um auch in der kommenden Erneuerung gut zu bestehen." Dabei sehe man keinen Grund, von der strikt ertragsorientierten Zeichnungspolitik abzuweichen. "Dummes Zyklusverhalten und der Kampf um Marktanteile um jeden Preis sind mit uns nicht zu machen", sagte Jeworrek. (APA/dpa)