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Peter Stiedls Abgang lässt das Postenkarussell rotieren.

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Leo Lauber hofft auf ein Comeback in Wien.

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Peter Goldgruber, in der Polizeihierarchie auf Platz 3.

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Vizepräsidentin Michaela Pfeifenberger wartet noch.

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Um 9.26 Uhr erfuhr die Welt außerhalb der Führungsetage in der Bundespolizeidirektion (BPD) am Schottenring vom Ende der Ära Peter Stiedl. "Ich werde daher mit Ablauf des 31. 12. 2007 meine aktive Beamtenlaufbahn beenden", schließt die E-Mail an die Medien, in dem der Polizeipräsident der Bundeshauptstadt seinen Rücktritt nach zwölf Jahren an der Spitze erklärt.

"Ich habe mir das schon länger überlegt und auch meinen Urlaub so eingeteilt, dass ich tatsächlich noch bis Jahresende zur Verfügung stehe", erklärt der 62-Jährige im Gespräch mit dem STANDARD. Warum er doch nicht, wie bisher kolportiert, bis zum Abschluss der Fußball-Europameisterschaft im Amt geblieben ist? Da auch eine Reihe anderer Posten (wie der Leiter der Kriminalpolizeilichen Abteilung und der Budgetabteilung) zum Jahreswechsel neu besetzt wird und der Chef des Landesamtes für Verfassungsschutz in Pension geht, habe er Innenminister Günther Platter (ÖVP) angeboten, ebenso in den Ruhestand zu treten. Den Eindruck, der Abgang habe mit den Polizeiskandalen (siehe auch Artikel links unten) zu tun, will Stiedl in jedem Fall vermeiden. Wunschnachfolger hat der Präsident keinen, angesichts der turbulenten Zeiten jedoch einen Wunsch: "Dass er oder sie in Wien Dienst gemacht hat", also kein "Externer" geholt wird.

Parteipolitische Überlegungen

Klar ist von vornherein, dass bei der Neubesetzung parteipolitische Überlegungen eine entscheidende Rolle spielen. Denn wenn der Polizeichef ein "Roter" wird, muss der Landespolizeikommandant fast zwangsläufig aus dem VP-Lager kommen – und umgekehrt. "Logische" Nachfolger gibt es drei. Nur einer davon sagt klar, dass er sich um den Job bewerben will: Leo Lauber, derzeit Bundespolizeidirektor in Schwechat. Mit der BPD Wien ist er aber engstens verbunden. Hat er doch 25 Jahre in der Behörde gearbeitet – bis zu seiner Zwangsversetzung durch Innenminister Ernst Strasser (ÖVP) als Stiedls Präsidialchef. "Ich werde mich auf jeden Fall bewerben und erachte mich aufgrund meiner Erfahrung auch geeignet, den Dampfer wieder auf Kurs zu bringen", meint Lauber.

In der Hierarchie steht aber eigentlich Michaela Pfeifenberger, Vizepräsidentin von Wiens Polizei, an erster Nachfolgestelle. Alleine: Sie gibt sich noch bedeckt. "Das bedarf noch reiflicher Überlegung, ich bin 35 Jahre, wenn ich ein Kind bekommen möchte, dann jetzt. Ich warte zunächst die Ausschreibung ab."

Dritter Kandidat: Peter Goldgruber, zurzeit Leiter der Verkehrs- und Verwaltungspolizeilichen Abteilung. Ob er ins Rennen gehen will, ist ebenso offen; derzeit ist er auf Urlaub.

Sicher ist, dass mit der im Juni stattfindenden EURO 2008 gleich ein großer Brocken wartet. Sollte dabei etwas Gravierendes schieflaufen, ist die Karriere des oder der Neuen praktisch vorbei – der fünfjährige Vertrag würde wohl nicht verlängert werden. Obwohl die Sicherheitskonzepte schon jetzt erstellt werden. (Michael Möseneder/DER STANDARD – Printausgabe, 6.11.2007)