Pierogi-Take-away Vincenta, schmeckte bis auf den Kaffee

Chlopskie Jadlo
ul. Jana 3
012 429 51 57
Zwei Vor-, zwei Hauptspeisen, Wein, Wasser 140 Zloty (rund 36 Euro)

Ogniem i Miesczem
Pl. Serkowskiego 7
012 656 23 28
Zwei Vor-, zwei Hauptspeisen, Wein, Wasser 240 Zloty

Pod Aniolami
ul. Grodzka 35
012 421 39 99
Zwei Vor-, zwei Hauptspeisen, Wein, Wasser 230 Zloty

Klezmerhois
ul. Szeroka 6 (Kazimierz)
012 411 12 45
Zwei Vor-, zwei Hauptspeisen, Wasser, Kaffee 130 Zloty

Pierozki U Vincenta
ul. Jozefa 11 (Kazimierz)
Zweimal zehn Pierogi, Wasser, Kaffee 33 Zloty

Bunkier Cafe
Pl. Szczepanski 3a
Zwei Kaffee, Wasser 17 Zloty

Camelot
ul Sw. Tomasza 17
012 421 01 23
Zwei Wein, Wasser 22 Zloty

fid
Geschätzte Userinnen und User, in Sachen Krakau haben Sie mich ja ein bisschen im Unklaren gelassen, wo ich mir an der Weichsel am besten den Bauch vollschlage. Wenn Kernseife die Tuchhallen auf dem Rynek gemeint haben sollte: Ich hab dort keinen Wurststand gefunden. Wahrscheinlich ging's da um einen anderen Markt und ich hab nicht aufgepasst. Eine starke Vermutung fand ich in Krakau bestätigt: die eingelegten Gurken sind einfach nichts für mich, sorry.

"very heavy"

Ein paar Tipps von Ortskundigen hatte ich dann noch im Gepäck, besten Dank dafür auf diesem Weg. Zum Beispiel Chlopskie Jadlo gleich beim Rynek. Die Rezeptionistin des Novotel murmelte was von "very heavy", als sie mir den Weg in die sw. Jana 3 wies. Warum sie vor schwerem Essen gerade bei dem Lokal warnte und mir am Tag danach wärmstens das Ogniem i Mieczem (Mit Feuer und Schwert) ans Herz legte, wird mir wohl noch länger ein Rätsel bleiben.

Aber erst Chlopskie: Themenrestaurant auf bäuerlich, gibts inzwischen in drei Filialen in Krakau. Klingt furchtbar, ist aber optisch weit von Pogusch-Maßstäben entfernt. Der marinierte Hering mit Zwiebeln vorweg fühlt sich ein bisschen matschig an, schmeckt aber ok, wird allerdings von seinen Artgenossen im Ogniem um Längen geschlagen. Übrigens auch von dem im Klezmerhois in Kazimierz.

Die Viersuppentour im Chlopskie - Pilz, klarer Rote-Rüben-Barszcz, saure Mehlsuppe mit Erdäpfel, Buchweizen - dafür teils hinreißende Essenzen, auch ziemlich leicht. Schon schwerer die Pierogi, Teigtaschen mit Pilzen und Kraut, aber sehr ordentlich. Man sollte halt nicht vergessen, Zwiebel in Butter draufzubestellen, sonst wird's ein bisschen fad. Bigos, die polnische Antwort auf Krautfleisch, reichhaltig, groß, gut. Sensationell: Der geräucherte, gebratene Oszypek (bestimmt falsch abgeschrieben), Käse aus der Wintersportregion Zankopane. Halt auch nicht ganz leicht.

Zuviel Feuer unter der Ente

Nächster Tag, nächstes Themenrestaurant: Ogniem i Mieczem. Aber: Der Lokalführer sagt, die kochen dort nach uralten Rezepten aus der Bibliothek der Jagiellonen-Uni. Klingt doch spannend. In den alten Wälzern fanden die Betreiber offenbar unter anderem Wiener Schnitzel, jedenfalls stehts auf der Karte.

Ich entscheide mich für den "Kessel-Kartoffellauf mit Fleischeinlage" (ich weiß, man sollte sich nicht über Speisekartenübersetzungen lustig machen), bekomme einen ziemlich gschmackigen, aber natürlich unglaublich deftigen Auflauf in Kohlblatt und Tontopf. Schon ganz gut. Wie übrigens auch die Kartoffelpuffer meiner Begleitung.

Viel zuviel Feuer (oder zu früh das Schwert?) hatte die Entenbrust mit Erdäpfeln und Knoblauchsauce. Ein derart zu Tode gegartes Tier hatte ich noch nie auf meinem Teller (oder ich habs glücklicherweise verdrängt).

Quadratur der Kugel

Themenrestaurant drei: Pod Aniolami zwischen Rynek und Burgberg Wawel. Geschmorte Waldpilze, bis auf ein bisschen zuviel Mehl sehr, sehr gut. Oszypek mit Preiselbeeren, nicht übel. Die gebratene Forelle (entgrätet) ein nicht bewältigbares Trumm von doch recht feinem Fisch mit ordentlich Knoblauch, dazu noch einmal herrliche rote Rüben mit Kren. Mein Wildschweinsteak mit Erdäpfeln und Rotkraut ein bisschen sehr durch, aber schon ganz ok.

Fehlt noch das Klezmerhois: Der Hering definitiv einer der besseren im Quervergleich, die Suppe mit Mazzesbällchen fein. Endlich, endlich hab ich auch gefilten Fisch probiert und für gut befunden. Dann noch ziemlich zarte Truthahnleber unter einem großen Haufen Zwiebel mit Weintrauben und Mandeln. Sehr gut, auch wenn das Entgiftungsorgan gerade von Truthähnen mir bisher nicht ganz koscher war. Dazu, und hier endlich die im Titel erwähnte, "Kugel" (stand so in der Karte): Geschmack erinnert ein bisschen an Erdäpfelpuffer der dickeren Sorte, wie ich sie schätze, aber definitiv nicht rund, sondern eine sehr eckige Schnitte aus einem größeren Trumm, dazu ein pikantes Paprikaparadeiserchutney.

Pierogi zwischendurch

Wo wir schon im jüdischen Viertel sind: Wirklich erfreuliche Pierogi in gewaltiger Auswahl fanden wir im winzigen Vincenta im Kazimierz, zum Beispiel mit Fleisch und Linsen oder Kreplach (Fleisch, jüdisch) oder mit Linsen und Pilzen oder eben Ruskie mit Frischkäse, Erdäpfel, Zwiebel. Nur den Kaffee - löslich, grauslich - lässt man hier besser aus.

Dafür besser ins angenehme Bunkier Cafe in der gleichnamigen Galerie mit riesigem Wintergarten. Oder ins gemütlichere Camelot, wo das gut aufgelegte Service allerdings manchmal ein bisschen länger brauchen kann.

Kutteln gegen AUA

A propos länger brauchen: Den Rückflug von Krakau (ich weiß, Bahn wär gscheiter gewesen, hatte aber noch einen ablaufenden Gutschein) sonntags um 18.15 Uhr kann ich nicht empfehlen. Den lässt die LOT offenbar ab und an einfach ausfallen, for technical reasons. Der Frühflug am Montag ist dann praktischerweise schon ausgebucht, früheste Möglichkeit Montag 15.20 Uhr. Fällt für AUA (über die ich gebucht hatte) und LOT offenbar unter Urlaubsrisiko, dass man einfach einen vollen Urlaubstag länger zurück braucht.

Ich gebe aber zu, ich hätte bei ordnungsgemäßem Rückflug die Kuttelhühnersuppenkombination im ersten kleinen, dunkel getäfelten Pierogibuffet in der Slawkowska versäumt (Domove przysmaki, ul. Slawkoska 24a). Aber auch wenn die schon ganz gut geschmeckt hat - ich hätt lieber einen Urlaubstag mehr.

Zum Beispiel für die anstehende Fressreise Lombardei und Piemont. Bericht darüber braucht dann wohl noch ein Weilchen - quasi zur Verdauung.