Wachstum trotz weltweiter Probleme
Steigende Treibstoffkosten, schwankende Wechselkurse, höhere Luftfahrtsteuern und ständige Angriffe auf das Wohlergehen und die Sicherheit der Reisenden: Das waren nur einige der Herausforderungen, denen sich die globale Reiseindustrie 2007 gegenüber sah. Das Wachstum führen Experten größtenteils auf eine gesunde Weltwirtschaft, einen robusten Lufttransportsektor und eine wachsende Unempfindlichkeit gegenüber negativen Ereignissen und Entwicklungen zurück. Trotz der Tatsache, dass zum Beispiel der schwache US-Dollar das Reiseverhalten aus den USA und anderen vom Dollarkurs abhängigen Märkten beeinflusst hat, bleibe der generelle Trend davon unberührt. Andere Faktoren sind die Ausbreitung und Ausdehnung der Low-Cost-Fluglinien sowie die hohe Zunahme von Outbound-Reisen aus den Schwellenmärkten.
Immer mehr Billigflüge
Entsprechend der Zunahme an Low-Cost-Flugangeboten gab es in diesem Jahr eine wesentlich gestiegene Nachfrage nach Billigflügen. Nachdem die Nachfrage nach Low-Cost-Flügen 2006 bereits um 15 Prozent zugelegt hatte, gab es in den ersten acht Monaten 2007 einen weiteren Anstieg um 17 Prozent. Damit entfallen 39 Prozent des Gesamtvolumens aller Flugreisen auf dieses Segment. Das erklärt auch den anhaltend starken Boom bei den Städtekurzreisen 2007, die neben Touring-Reisen in diesem Jahr das bislang am schnellsten wachsende Marktsegment stellen.
Online Buchen boomt
Fast 40 Prozent aller Reisen in Europa - ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber 2006 - werden derzeit zumindest teilweise über das Internet gebucht. Der Anteil der insgesamt durch Reisebüros getätigten Buchungen ist um einen weiteren Prozentpunkt auf 25 Prozent gesunken. Fast 60 Prozent aller Reisen sind Pauschalangebote - das heißt sie beinhalten sowohl Beförderung als auch Unterkunft - auch wenn sie vom Reisenden selbst online zusammengestellt werden. Entsprechend den Prognosen des Pisa-Forums vom November 2006 fordern Verbraucher zunehmend, ihre Reisepläne selbst gestalten zu können - ein Umstand, der Online-Buchungen voraussichtlich weiterhin fördern wird.
Das durchschnittliche Nachfragewachstum in den Welttourismusmärkten verdecke allerdings erhebliche Abweichungen sowohl zwischen den Regionen als auch von einem Quellland zum anderen. Von Januar bis August 2007 nahmen Outbound-Reisen in Europa um drei Prozent zu. Dabei waren Spanien mit elf Prozent, Russland mit zehn Prozent und Italien mit sieben Prozent die Spitzenreiter. Überdurchschnittliche Wachstumsraten gab es auch in Norwegen, Irland, Schweden und Frankreich.
Wie stark die Entwicklung in einzelnen Ländern von einander abweicht, macht die Studie anhand der Vergleiche zwischen den USA und einigen asiatischen und lateinamerikanischen Märkten deutlich: Den Angaben des US-Handelsministeriums zufolge gab es im August bei Outbound-Reisen aus den USA gerade einmal einen einprozentigen Anstieg. Südkorea, Indien, Brasilien und China führten die Wachstumsriege der Schwellenländer in punkto Ausgaben und Reisevolumen an. Hier gab es Zuwächse um bis zu 20 Prozent. Die World Tourism Organization nennt als Beispiele aufstrebender Märkte die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Malaysia und Indonesien.
Einzigartigkeit und Nachhaltigkeit mehr gefragt
Die Aussichten für 2008 blieben gut, obwohl das Pisa-Forum zu dem Schluss kam, dass das Verbrauchervertrauen im US-Markt aufgrund der US-Immobilienkrise sinken wird und die Darlehenskrise möglicherweise die europäische Reisenachfrage beeinflussen könnte. Der sich wandelnde Markt ist unter anderem gekennzeichnet durch eine stärkere Orientierung in Richtung Gastfreundlichkeit, Authentizität und Tradition sowie durch eine zunehmende Nachfrage nach Einzigartigkeit, Individualität, Naturreisen und Nachhaltigkeit.