Mattighofen – Der zweitgrößte indische Motorradhersteller, Bajaj Auto Ltd., hat sich mit 14,5 Prozent an der oberösterreichischen KTM Power Sports AG beteiligt und damit eine weitreichende strategische Kooperation der beiden Unternehmen im Bereich Motorenentwicklung und Vertrieb untermauert. "Man kann sagen, Indien und Europa sind eine strategische Allianz gegen Anbieter aus dem fernen Osten eingegangen", sagte KTM-Vorstandschef Stefan Pierer am Montag zum STANDARD.

KTM sei von Bajaj angesprochen worden und vor allem wegen seines Motoren- Know-hows für den indischen Partner interessant. Gemeinsam wolle man nun leistungsfähige, wassergekühlte Vier-Takt-Motoren in der Klasse 125 bis 250 cm3 entwickeln – einem Segment, in dem KTM bisher noch nicht vertreten ist. „Am unteren Ende kommen wir mit der Produktion in Europa nicht zurecht“, so Pierer. Daher würden die geplanten "innovativen KTM-Premium-Einsteigermodelle" beim indischen Partner produziert. KTM will im Hinblick auf die Einführung des neuen EU-Führerscheins, der die Lenkung von 125-cm3-Motorrädern mit dem Autoführerschein erlaubt, die Modellpalette nach unten abrunden. Erste KTM Einsteiger-Straßenmaschinen aus Indien soll es ab 2010 geben, Pierer rechnet anfangs mit rund 20.000 Stück jährlich. In Mattighofen wurden im Vorjahr rund 90.000 Motorräder gebaut.

Bereits angedacht sei auch, Bajaj als Zweitmarke in den KTM-Vertrieb in Europa und den USA aufzunehmen.

Bajaj, die 2006/07 knapp 2,4 Millionen Motorräder verkaufte, werde die gemeinsam entwickelte Motorenplattform für ihre Maschinen nutzen und in einem ersten Schritt vor allem KTM-Straßen-Motorräder in Asien anbieten. Die KTM-Spezialität, Cross-Maschinen, "haben in Indien keine Tradition – ich rechne daher nicht mit riesigen Stückzahlen", so Pierer.

Rajiv Bajaj, der Chef des börsennotierten Unternehmens, soll auf Wunsch Pierers in den KTM-Aufsichtsrat einziehen. Eine Aufstockung des Bajaj-Anteils auf eine Sperrminorität sei "theoretisch möglich. Ich würde es begrüßen", erklärte Pierer. Vorerst werde es aber eine Kapitalerhöhung bei KTM geben – der Beschluss könnte bereits auf der Aufsichtsratssitzung Ende November fallen. Angedacht: rund zehn Prozent der aktuell 6,89 Millionen Aktien. "Dem Unternehmen sollen rund 40 Millionen Euro an Liquidität zufließen", so Pierer. Mit dem Geld werde die Produktionskapazität in Mattighofen auf 130.000 Einheiten ausgebaut. 2007/08 werde KTM bereits 100.000 Motorräder herstellen. (kol, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2007)