St. Pölten - Im tödlichen Misshandlungs-Fall um einen 17 Monate alten Buben hat die Obduktion der Leiche heute wesentliche Erkenntnisse gebracht. Fremdverschulden sei eindeutig, teilte der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich mit. Der Bub erlag am Samstag im Wiener SMZ Ost-Spital den Folgen eines Gehirnödems. Unter Verdacht steht der 23-jährige Freund der Mutter aus Wien-Umgebung. Unklar sei noch, durch welche Handlung das Gehirnödem bei dem Kind hervorgerufen wurde. Zu den Misshandlungen sei es an den Wohnorten der beiden in Tirol und Niederösterreich gekommen.

Der 23-jährige Hauptverdächtige aus dem Bezirk Wien-Umgebung bleibt in Untersuchungshaft. Ermittelt werde aber weiterhin ebenso gegen die 22-jährige Mutter. Eine Mittäterschaft ihrerseits wird weiter für möglich gehalten.

Das 17 Monate alte Kind wurde am vergangenen Donnerstag ins Wiener SMZ-Ost Spital eingeliefert. Die Ärzte diagnostizierten zu diesem Zeitpunkt bereits den Hirntod des Buben. Er starb zwei Tage, am Samstag, in dem Spital.

Tiroler Jugendwohlfahrt wies Schuld von sich

Die Jugendwohlfahrt des Landes Tirol hat die Schuld von sich gewiesen. Das zuständige Referat habe "sehr sorgfältig, verantwortungsbewusst und fachlich einwandfrei gearbeitet", wurde betont. Eine "100-prozentige-Garantie" zur Verhinderung derartiger Fälle könne es aber nie geben.

"Die Anschuldigungen des Kindesvaters stimmen so nicht", sagte die Leiterin des Referates Jugendwohlfahrt bei der Bezirkshauptmannschaft Schwaz, Rosalinde Kunwald. Aufgrund der Verschwiegenheitspflicht könne zu dem tragischen Fall jedoch nicht konkret Stellung genommen werden. Nur so viel: "Es gab zu keiner Zeit das Gefühl, dass man das Kind aus der Situation herausnehmen muss", meinte die Sozialarbeiterin. "Das Kind wurde im Krankenhaus aufgenommen, dort wurden Verletzungen festgestellt", berichtete sie. Der Verdacht, dass die Verletzungen von Misshandlungen herrührten, "ist nicht erhärtet worden, aber auch nicht ganz vom Tisch gewesen", erklärte Kunwald.

"Wir müssen uns auf das verlassen, was uns die Mediziner sagen", unterstrich die Vorsteherin der Abteilung Jugendwohlfahrt, Silvia Rass-Schell. Maßnahmen zum Schutz des Buben seien gesetzt worden. Details wurden keine genannt. Als Aufsichtsbehörde überprüfe man seit Montag die Vorgangsweise aus fachlicher und rechtlicher Sicht. "Die Unterlagen zeigen, dass die Behörde sorgfältig gearbeitet hat", sagte Rass-Schell. Sie bestätigte, dass sich der leibliche Vater des 17 Monate alten Buben schon vor einiger Zeit mit der Jugendwohlfahrt in Verbindung gesetzt hat.

Zweites Kind

Das zweite Kind der Mutter sei im Krankenhaus untersucht worden. Verletzungen oder andere Auffälligkeiten habe man keine bemerkt. Derzeit werde untersucht, ob der Vierjährige weiter im Familienverband leben könne oder die Großeltern die Pflege und Erziehung übernehmen müssten. Die Mutter sei zur Zeit "mit der gesamten Situation überfordert". (APA)