"Fantastisch. Er kocht, als hätte er nie etwas anderes gelernt." Wenn ZDF-Reporter Gert Anhalt über das Sauerkraut von Herrn An spricht, kommt er ins Schwärmen. Vor 15 Jahren ist dieser als Asylwerber von Vietnam nach Deutschland gekommen, heute bereitet er im Allgäu in einem traditionsreichen Gasthaus deutsche Spezialitäten zu. "Da ist Integration wirklich spürbar", sagt Anhalt.

"Döner, Pizza, Sauerkraut" heißt Anhalts Reportage, die zeigt, wie sich die Essgewohnheiten der Deutschen verändert haben. Der Beitrag am Dienstag (20.15) ist einer von 22 Sendungen, mit denen das ZDF sowie die Partnerkanäle 3sat und Arte eine Woche lang auf das Thema Integration setzen. "Es ist der Auftrag des ZDF, die Integration und das friedliche Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft auf der Grundlage der deutschen Verfassungsordnung und unter Achtung der jeweiligen kulturellen Eigenheiten herzustellen und zu fördern", sagt Intendant Markus Schächter.

Bislang größter Schwerpunkt

Ein Jahr lang hat sich das ZDF auf diesen bislang größten Schwerpunkt, der alle Formate und Genres umfasst, vorbereitet. Doch so nett wie in der Multikulti-Küche ist das Leben in der "Wohngemeinschaft Deutschland" (ZDF-Slogan) nicht immer. In der 37 Grad-Reportage "Schwarze Haut – weißer Hass" wird die Geschichte der Familie Pilima aus Mosambik erzählt, die in der Sächsischen Schweiz unter fremdenfeindlichen Attacken leidet. Auch die dreiteilige Dokumentation Rap Koran und Oma Bonke (erster Teil am Mittwoch, 7. November, 22.15) zeigt das schwierige Leben in einem sozialen Brennpunkt in Dortmund, wo nahezu jeder zweite ausländische Wurzeln hat.

Und damit es nicht allzu düster wird, gibt es am Donnerstag zur Primetime die neunzigminütige Multi-Kulti-Show, durch die Kaya Yanar führt. Acht Prominente mit Migrationshintergrund (etwa Moderator Ranga Yogeshwar, Turnerin Magdalena Brzeska, Schauspielerin Minh-Khai Phan-Thi) wollen herausfinden, wie es um Integration in Deutschland steht und was Deutsche von Ausländern lernen können.

ORF verschob Schwerpunkt Migration

Der ORF plante für diesen Herbst ebenfalls einen Schwerpunkt Migration, verschob ihn aber auf Anfang 2008. Dass die Anstalt direkt nach der Aufregung um den Fall Arigona und das behauptete Engagement der ORF-Information dabei statt Migration einen Kinderschwerpunkt zeigte, beruhigte das Management geradezu: "Sonst hätte man uns umso mehr vorgeworfen, wir kampagnisieren", sagte ein hochrangiger ORF-Mann dem STANDARD. ORF-General Alexander Wrabetz steht unter Dauerkritik vor allem der ÖVP. Für 2008 bereitet der ORF wie berichtet auch die Migranten-Miniserie "tschuschen:power" vor. (bau, fid/DER STANDARD; Printausgabe, 6.11.2007)