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ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer

Foto: AP/Ronald Zak
Die Gewerkschaft hat das Kapitel Bawag abgeschlossen. Mit Kritik am neuen Eigentümer Cerberus hält sich ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer trotz Filetierung der Bank zurück.

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STANDARD: Die Entwicklungen bei der Bawag verlaufen etwas anders als vom Verkäufer ÖGB und Neo-Eigentümer Cerberus immer versichert. Immobilien, Beteiligungen, Ostbanken werden verkauft, nun geht auch noch Ewald Nowotny frühzeitig.

Hundstorfer: Das sind Entscheidungen des neuen Eigentümers. Ob Beteiligungen verkauft werden oder nicht, dazu habe ich keine Meinung. Und dass Nowotny nicht ewig in dieser Funktion bleiben wird, war absehbar. Ich sehe das leidenschaftslos.

STANDARD: Sonst schreit die Gewerkschaft immer laut auf, wenn österreichische Firmen ins Ausland verkauft werden. Bei der Bawag, wo der ÖGB eine besondere Verantwortung hat, hört man nichts. Da sind Verkauf von Bösendorfer oder Ost-Banken kein Thema?

Hundstorfer: Da muss man schon differenzieren. Der Verkauf der Ostbanken kostet ja keine Jobs in Österreich. Dass Bösendorfer eine österreichische Institution ist, ist klar. Es wurde über Jahre versucht, eine Lösung zu finden. Ich selbst habe mich da auch sehr bemüht. Dass der neue Eigentümer jetzt andere Überlegungen anstellt, muss man ihm zugestehen. Das ist jetzt nicht mehr unsere Angelegenheit, auch wenn wir keine Kindesweglegung betreiben.

STANDARD: Da hätte man sich wohl vorher um eine Standort-Absicherung kümmern müssen.

Hundstorfer: Das ist gar nicht so leicht. Bei Bösendorfer kommen nur Musikinstrumente-Hersteller und Liebhaber in Frage.

STANDARD: Hätte sich der ÖGB nicht vor dem Verkauf darum kümmern müssen, dass er auch in Zukunft ein Mitspracherecht hat, beispielsweise in Form einer Minderheitsbeteiligung?

Hundstorfer: Das ist Geschichte. Ein Verbleib in der Bawag war unmöglich. Das war eine Frage des Geldes, das wir dringend benötigten.

STANDARD: Wäre vielleicht doch ein anderer Eigentümer für die Erhaltung der Bawag besser gewesen?

Hundstorfer: Das glaube ich nicht. Ein österreichischer Eigentümer hätte die Bank noch stärker filetiert und Jobs gekürzt. Auch bei der Bayerischen Landesbank wäre das nicht anders gewesen.

STANDARD: Halten Sie weiter an der Kundenverbindung fest?

Hundstorfer: Wir sind Großkunde der Bawag und das bleiben wir.

STANDARD: Zurück zu Ewald Nowotny: Bedauern Sie seinen frühzeitigen Abgang?

Hundstorfer: Ich bin Nowotny zu massivem Dank verpflichtet. Er war über die Jahre ein großer Stabilisierungsfaktor.

STANDARD: Er soll ja im kommenden Jahr Klaus Liebscher als Notenbank-Gouverneur nachfolgen, was halten Sie von der Rochade?

Hundstorfer: Das will ich nicht kommentieren. Ich gehe davon aus, dass er dem österreichischen Kreditwesen erhalten bleibt. Dass er wieder auftauchen wird, ist ja kein Geheimnis. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2007)