Dass Anfang 2009 in Salzburg Gemeinde- und Bürgermeisterwahlen anstehen, dürfte die Entscheidung beschleunigt haben: Nach jahrelangem, lähmenden Streit um den Standort eines neuen Spaß- und Erlebnisbades haben sich Salzburgs Stadtväter am Montag dazu durchgerungen, zumindest einmal einen Grundsatzamtsbericht zum Bau einer Bäderlandschaft zu verabschieden. Derzeit hat Salzburg nur das defizitäre, viel zu kleine Paracelsusbad mit viel Retrocharme im Kurmittelhaus zur Verfügung.

Die Bewohner der Mozartstadt weichen beispielsweise zur Watzmanntherme ins benachbarte Bayern oder in das neue Hallenbad im Tennengauer Golling aus. Bleibt es beim derzeitigen Stand, soll das neue Erlebnisbad im Stadtteil Liefering, im Norden der Stadt zwischen Autobahn und Salzach gebaut werden. Gesamtkostenpunkt der über 33.000 Quadratmeter großen Anlage: Mehr als 51 Millionen Euro. Und genau an dieser Kostenschätzung könnte es liegen, dass die Ankündigung vom Baustadtrat Martin Panosch (SPÖ), bereits in drei Jahren im neuen Spaßbad schwimmen zu gehen, letztlich ein Bauchfleck wird.

Finanzierungslücke

Folgt man dem Amtsbericht, der die Basis für den Beschluss im Stadtsenat am Montag war, klafft derzeit eine Finanzierungslücke von 27 Millionen Euro. Die Stadt selbst kann für das Großprojekt rund 17 Millionen aus Rücklagen, dem Verkauf des Kurmittelhauses und in Form von Grundstücken beisteuern. Vom Land gibt es eine Zusage über 6,5 Millionen Euro. Mitzahlen sollen auch die Umlandgemeinden. "Über die Höhe der finanziellen Beteiligung der Umlandgemeinden muss noch verhandelt werden", heißt es in dem Grundsatzpapier trocken. Und weiter im Text: "Über die Höhe eines etwaigen Bankkredites oder sonstiger Finanzierungslösungen" müssten "ebenfalls noch Überlegungen" getroffen werden.

Aber obwohl die Finanzierung noch in der Luft hängt, ist laut beschlossenem Amtsvorschlag eines scheinbar klar: Trotz jährlichen Betriebskosten von drei Millionen Euro soll die Badeanlage einen Jahresgewinn von einer Million abwerfen, mit dem dann die Kredite bedeckt werden sollen. Eine nicht risikofreie Annahme, denn immerhin müssen dafür jährlich 360.000 Besucher das Bad in Liefering stürmen – exakt 1000 pro Tag.

Dass solche Besucherprognosen schwer einzuhalten sind, zeigt das Beispiel des Tennengauer Regionalbades in Golling. Die dort kalkulierte Jahresbesucherzahl von 200.000 Badegästen wird zumindest im ersten Jahr des Bestehens nicht erreicht werden. Die Betreibergesellschaft wird rote Zahlen schreiben. (Thomas Neuhold/DER STANDARD – Printausgabe, 6.11.2007)