Bild nicht mehr verfügbar.

Professor Ewald Nowotny gehörte von 1978 bis 1999 der SP-Fraktion des Nationalrats an; er war Vorsitzender des Finanzausschusses.

Foto: AP/Hans Punz

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Brite David Roberts folgt im Jänner 2008 Ewald Nowotny als Chef der Bawag nach.

Foto: APA/Herbert P. Oczeret
Ewald Nowotny löst seinen Vertrag mit der Bawag vorzeitig auf. In seiner Zeit als Chef der Bank wurde der "Bawag-Skandal" publik, ein Vergleich mit den Gläubigern des US-Brokers Refco musste geschlossen, die Bank verkauft werden. David Roberts folgt Nowotny nach, er wird den Sanierungskurs weiterführen.

***

Wien – Seit der amerikanische Fonds Cerberus im Dezember des Vorjahres den Kaufvertrag für die ehemalige Gewerkschaftsbank Bawag PSK unterschrieben hat, weht in der Bank ein anderer Wind. Zu merken war dies zuletzt am 31. Oktober, dem Weltspartag. Da spielte die Wiener Militärmusikkapelle neben dem traditionellen Radetzkymarsch auch amerikanische Marschklänge, Brass-Band-Sound und Jazz im Festsaal rundeten die musikalische Neuordnung ab.

Neu geordnet haben die Amerikaner auch die Bank selbst. Die Sanierung des fünftgrößten österreichischen Bankhauses erfolgt im Eilzugstempo. Alle Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft der Bank gehören, werden abgegeben. ATV sowie Cosmos/Köck wurden bereits versilbert, die Abgabe des Anteils an der Wiener Klaviermanufaktur Bösendorfer wird derzeit verhandelt. Zur Disposition stehen noch Stiefelkönig und der Lotterien-Anteil der Bawag. Mit dem Verkauf der Osttöchter werden allerdings auch erste Teile des Kerngeschäfts verkauft.

Rettung für die Bawag

Den Weg der Neuordnung eingeleitet und mitgestaltet hat Ewald Nowotny, der nach dem Blitzkredit, den die Bawag im Oktober 2005 an den US-Broker Refco vergeben hat, den Chefsessel von Johann Zwettler übernommen hat. Als Nowotny im Jänner 2006 seinen neuen Job antrat, waren Teile des „Bawag-Skandals“ noch verborgen: Offshore-Firmen der Bawag werden fortan publik, die Dimensionen und Verluste der Karibikgeschäfte mit Wolfgang Flöttl treten ans Tageslicht, verunsicherte Bawag-Kunden ziehen mehr als vier Milliarden Euro an Spareinlagen von der Bank ab, Refco-Gläubiger stellen Milliardenforderungen an die Bawag, eine Bundesgarantie und die Unterstützungszusage von Banken und Versicherungen fangen die Gewerkschaftsbank auf, der Verkauf der 1922 gegründeten "Arbeiterbank" wird beschlossen.

Bevor dieser Verkauf eingeleitet werden konnte, musste Nowotny einen Vergleich mit den Refco-Gläubigern schließen. 108 Millionen Dollar musste die Bawag sofort an sie zahlen, 725 Millionen Dollar nach dem Verkauf.

Das Bieterrennen begann. Im November 2006 standen Cerberus, Lone Star, die Bayerische Landesbank (langjähriger Bawag-Aktionär) und ein anonymer Bieter (Allianz) auf der Shortlist. Den Zuschlag erhielt Cerberus, der mit 3,2 Milliarden Euro das höchste Angebot für die Bawag legte. Die Vergangenheitsbewältigung schien damit beendet.

Nowotny wurde von Cerberus mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausgestattet, den der frühere SPÖ-Wirtschaftsdenker, Vizechef der Europäischen Investitionsbank und Vizerektor der Wirtschaftsuniversität Wien vorzeitig auflöst – der STANDARD berichtete am Montag exklusiv. Der heute 63-jährige Generaldirektor wird die "neue Bawag" mit Ende des Jahres verlassen, um seinen Einstieg als Gouverneur in der Oesterreichischen Nationalbank vorzubereiten. "Wir haben die schwierigen Zeiten überwunden, sind heute stärker als vor der Krise", gab Nowotny kürzlich zu Protokoll.

Eine Arbeitsplatzgarantie für die rund 4500 Bawag-Mitarbeiter in der Kernbankengruppe ist im Vertrag mit Cerberus nicht enthalten. Bis 2011 sollen 400 Mitarbeiter abgebaut werden, hauptsächlich im Bereich IT, da man mit dem neuen IT-System (Projekt "Allegro") Synergien besser nutzen könne.

Expandieren will man im heimischen Kerngeschäft sowie mit der Direktbank Easybank und mit Spezialfinanzierungen. 250 Millionen Euro will die Bank investieren, um das Kerngeschäft zu forcieren und die Wettbewerbskraft zu stärken. In drei bis fünf Jahren soll die Bawag börsenreif sein. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.11.2007)