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Kundgebung gegen einen türkischen Einmarsch im Nordirak vor dem Weißen Haus in Washington.

Foto: AP/Charles Dharapak
Für die Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im nordirakischen Bergland ist es nur eine Frage der Zeit, bis türkische Truppen ihre Stellungen angreifen. Sie seien zur Gegenwehr bereit, sagt Sozdar Avesta vom politischen Büro der PKK in einem der Stützpunkte in den Bergen und droht: „Die PKK-Kämpfer werden den Türken eine Lektion erteilen, die sie nicht vergessen werden.“

Die PKK werde trotz des internationalen Drucks ihren Kampf nicht aufgeben, erklärt die 35-Jährige. „Wir kämpfen für die Befreiung des kurdischen Volks, wir kämpfen für unsere Identität und Sprache, für unsere legitimen Rechte und Selbstbestimmung.“

Nach einer Serie von Angriffen der PKK droht die türkische Regierung damit, die PKK aus ihren Stellungen im nordirakischen Grenzgebiet zu vertreiben. Die USA sind besorgt, dass dies den Nordirak destabilisieren und die allmählich sichtbaren Erfolge im übrigen Land gefährden könnte. Die Regierung in Bagdad hat deshalb zugesagt, gegen die PKK im Nordirak vorzugehen. Aber sie kann kaum etwas unternehmen ohne die Zusammenarbeit der irakisch-kurdischen Regierung in der halbautonomen Nordregion.

Die irakisch-kurdische Verwaltung hat unter dem Druck aus Bagdad und Washington die Büros der Partei Demokratische Lösung Kurdistan in _Erbil und Sulaimanijah geschlossen – diese soll enge Verbindungen zur PKK unterhalten. Aber in der einsamen Grenzregion unterhält die PKK weiter ihre Stellungen. Am Montag kamen der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan und US-Präsident George W. Bush in Washington zusammen, um über das Problem zu beraten. Erdogan forderte im Vorfeld, „deutliche Schritte“ der Amerikaner. Bei Kämpfen in der Grenzregion kamen am Wochenende erneut drei Menschen ums Leben, meldeten türkische Medien am Montag.

Die kurdische Regionalregierung schlug unterdessen Vier-Parteien-Gespräche zur Beilegung der Krise vor. Ihr Chef Massud Barzani schrieb in der Washington Post (Montagsausgabe), keine Partei allein könne eine Lösung für den Konflikt finden. „Das ist eine transnationale Angelegenheit, die noch durch ethnische Verbindungen verkompliziert wird“, hieß es in dem Beitrag Barzanis. Deshalb müsse es Verhandlungen der Regierungen in Ankara, Bagdad, Washington und seiner Regierung in Erbil geben.

TV und Generatoren

In einem der Lager in den Kandil-Bergen weht die Fahne der PKK, und an den Wänden hängt das Bild von Abdullah Öcalan, dem 1999 verhafteten PKK-Führer. Der Stützpunkt befindet sich weit entfernt vom nächsten Dorf, aber die Rebellen haben Satelliten-fernsehen, den Strom liefert ein Generator. Die Erklärungen der Führung werden von den PKK-Kämpfern geteilt. „Ich kämpfe für das Wohl des Volks“, sagt der 20-jährige Madani Kurdistani mit einer Kalaschnikow in der Hand. Er habe sich schon mit 14 der PKK angeschlossen. Seitdem werde seine Familie in Diyarbakir von den Behörden unter Druck gesetzt, in der Hoffnung, dass er aufgebe. „Leben ohne Freiheit ist ohne Bedeutung“, sagt Kurdistani. „Wir müssen den Preis für die Freiheit zahlen.“ (Douglas Birch aus Erbil/AP/DER STANDARD, Printausgabe, 6.11.2007)