Wien/Graz – Auf dem steirischen Teil der Südautobahn scheinen derzeit serienweise schwere Unfälle zu passieren. In der Vorwoche war ein ungarischer Bus im Packabschnitt von der A2 geschlittert und auf eine Böschung gekippt. Drei Jugendliche starben, 25 Businsassen wurden teils schwer verletzt.
In der Nacht auf Montag krachte ein ungarischer Sattelschlepper zwischen Ilz und Sinabelkirchen in Fahrtrichtung Graz durch die Mittelleitschienen. Dabei wurden die Tanks aufgerissen, und rund 1000 Liter Öl rannen aus dem Anhänger. Das Fahrzeug kam auf der Gegenfahrbahn zum Stehen. Unfallursache dürfte Sekundenschlaf des ungarischen Fahrers gewesen sein, der unverletzt blieb.
Samstagfrüh waren auf demselben Abschnitt bei Ilz drei Jugendliche auf dem Heimweg von einem Discobesuch tödlich verunglückt. Ein 19-Jähriger hatte mit überhöhter Geschwindigkeit einen moldawischen Reisebus überholt, war dabei ins Schleudern gekommen und vor dem Reisebus gegen die Leitplanke gerast. Durch den Aufprall wurde der Pkw wieder gegen den Bus geschleudert. Der 54-jährige Buslenker blieb daraufhin auf der zweiten Spur stehen. Das nachfolgende Auto, an dessen Steuer der Bruder des Unfalllenkers saß, raste ungebremst in den Bus: Der 20-jährige Fahrer, ein 18-Jähriger und ein 17-jähriges Mädchen starben in dem Wrack. Der Fahrer des ersten Autos hatte 1,7 Promille im Blut, er wurde bei dem Unfall leicht verletzt. Bei der Autobahnpolizeiinspektion Hartberg sieht man die Straßenverhältnisse jedenfalls nicht als Mitauslöser für die beiden jüngsten Unfälle "Das ist ein schnurgerades Stück Autobahn, es gibt dort derzeit weder eine Baustelle noch kann es am Belag liegen", sagt Wolfgang Wagenhofer im Gespräch mit dem STANDARD.
Erhöhtes Bewusstsein
"Wenn mehrere Unfälle an derselben Stelle passieren, dann rückt das eher ins Bewusstsein, sagt Ursula Messner, Psychologin im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). Besonders, wenn die Crashs zufälligerweise zeitlich knapp hintereinander passieren. Auch Dora Donosa, Verkehrspsychologin beim ÖAMTC, ist der Ansicht, dass derart schwere Unfälle die selektive Aufmerksamkeit erhöhen. Man müsse das Unfallgeschehen aber über längerfristige Zeiträume betrachten. "Es waren jedenfalls zwei unterschiedliche Unfalltypen, derart schwere Unfälle kurz hintereinander sind sehr selten." Die Vorwoche sei mit 18 Verkehrstoten "schlimm" gewesen (2006: acht Tote), sagt Donosa. Doch insgesamt sei heuer (1. Jänner bis 4. November) die Zahl der Unfallopfer mit 591 niedriger sein als im Vergleichszeitraum 2006 mit 627 Verkehrstoten.