IDM-Vizemeister Günther Knobloch in seinem Element, namentlich am Siegertreppchen nach seinem Triumph am Salzburgring. Guido Gluschitsch hatte mit dem Motorrad-Champ einiges zu besprechen.

foto: Nico Schneider

Ich schlürf grad beim Wirten ums Eck meine Nudelsuppe. Auf einmal geht die Tür auf. Im Lokal wird es ruhig. Man hört nur mehr mich schlürfen. Im nächsten Augenblick hab ich mich so verschluckt, dass mir eine Nudel durch Rachen und Nase fetzt und sich zu den nichtvorhandenen Barthaaren auf die Oberlippe gesellt. Jö, der Knobi! Ich glaub es nicht. Der Vizemeister der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft, kurz IDM, in meinem Stammbeisl.

Erst unlängst hab ich ihn noch am Pannoniaring gesehen, wie er mit seiner 600er das gesamte Feld eingestampft hat. Ich wollt ihm noch nach, aber nix zu machen. Weder am Radl noch zu Fuß. Und jetzt steht er da beim Wirten in der Tür und schaut sich um. Bei mir am Tisch ist wie immer ein Platz frei. Na ja, ein Platz – ich sitz wie üblich allein am Tisch. "Ich hör ja die Musik net, so wie sie schmatzen..." Sie wissen schon, die feinen Pinkel …

Also, denk ich mir, den Knobi kenn ich eh vom Ring, quasi sind wir ja schon alte Freund. Mich würde eh interessieren, wie der Knobi isst – und vor allem was. (Ganz wie am Ring – schneller und besser als du, oder? mfgux ;-)

Also werde ich meinen alten Ringkollegen einen Platz bei mir anbieten. Ganz lässig geh ich zu ihm hin. Ich geb die Hände aus den Hosentaschen, fall auf die Knie und sage: "Werter Herr IDM-Vizemeister Günther Knobloch, verehrter Herr Rennfahrer, geschätzter Herr Vollgas, würdet Ihr mir kümmerlichem Wurm die endlose Ehre zuteil werden lassen und Euch an meinen Tisch bequemen, auf dass ich ehrloser Schreiberling ein Quäntchen Eurer endlosen Rennweisheit für mich lukrieren könnte?"

Na wie hab ich mich gefreut, als der Knobi, mein alter Freund, mich sofort erkannt hat: "Verdammt, bist du nicht der, der sich unlängst am Ring rumgedrückt hat? Bleibt mir eh nix anderes übrig als mich zu dir zu setzen – ist ja sonst kein Platz mehr frei." I

ch wollte dem Knobi noch anerkennend auf die Schulter klopfen, aber bis ich wieder auf den Beinen war, saß er schon bei Tisch. Dass mir beim Aufstehen die Nudel aus dem Gesicht gefallen ist und ich fast drauf ausgerutscht wäre, erzähl ich jetzt aber nicht, weil sonst geht meine hart erarbeitete Glaubwürdigkeit stiften.

"Haben Herr Hochwohlgeboren Knobloch eine denkwürdige Saison gehabt?", erlaube ich zu fragen. "Das ganze Jahr wart Ihr im Spitzenfeld daheim wie ich im Putzkammerl der Redaktion."

Der Knobi, mein alter Freund, erzählt mir dann was von einem Sturz, 18 Tage vor dem ersten Rennen der Saison. Highsider am Lausitzring. Gebrochenes Schlüsselbein. Titanverschraubung und so Zeugs. "Ah, haben Eure Vizemeisterlichkeit mit dem zusätzlichen Gewicht zu kämpfen gehabt, das Euch, vermutlich in Folge einer Verschwörung eines Gegners, an den Leib geheftet wurde?"

Der Knobi schaut mich ein wenig verwirrt an. Fragt, ob ich auch normal reden könne und lässt sich eine Art Doppeldecker-Toast servieren, der so kompliziert zusammengebaut ist, dass ich ihn sicher nicht ohne essen könnte, ohne dass der Wirt nachher neu ausmalen muss.

Dann erklärt er, dass er aufgrund des Sturzes nicht zum Trainieren kam, dann waren da noch die Schmerzen und zu guter Letzt hatte er für die Saison auch noch auf falsche Reifen gesetzt.

>>>Eine Frage des Tonfalls

Ich denk mir noch, der wird ja statt der Slicks nicht einen extrig harten Tourenreifen aufgezogen haben, weil der länger hält? Hat er aber eh nicht. Er hat im dritten Rennen auf Pirellis gewechselt. Allerdings nur hinten – vorne musste er noch den Reifen fahren, für den er den Vertrag abgeschlossen hatte. Aber von da an ging es bergauf.

"Ich hab Euch ja nach Salzburg verfolgt, vielgepriesener Knobloch. Dort seid Ihr ja das gesamte Feld in Grund und Boden gefahren." Jetzt hab ich den richtigen Tonfall! Langsam taut der Knobi auf und gibt mir zum ersten Mal Recht! "Salzburg ist super gelaufen – da hab ich schon viel aufholen können."

Aufholen, denk ich mir, wie denn, wo er sich doch dann in Most eingebaut hat? Na ja, damit will ich ihn nicht quälen. Ich sprech ihn lieber auf seinen Sieg in Hockenheim an. "Hochgeachteter Rennsportmeister Knobloch, wie war das denn, als Sie in Hockenheim beim letzten Rennen der Saison als erster ins Ziel fuhren und den Vizemeister holten?"

Da ist es mit der Freundschaft schon wieder aus. Der Knobi widerspricht mir schon wieder. Fragt mich, ob ich das Rennen gesehen hätte, weil er sei ja als Dritter ins Ziel gefahren. Vor ihm ein Engländer, der Gaststarter war und damit nicht in die Wertung kam – sein Motorrad war nach dem WM-Reglement statt dem IDM-Reglement getuned. Auch der ursprüngliche Sieger des Rennens wurde wegen nicht IDM-reglementkonformen Tunings disqualifiziert.

Damit sah der Knobi zwar als dritter die Zielflagge, war aber doch Sieger. (Ich dachte, das geht nur in der Politik… mfgux) Am Ende der Saison fehlten dem Knobi viereinhalb Punkte auf den Meistertitel – somit ist er erfolgreichste deutschsprachige Yamaha-Pilot 2007. Und klar war 2007 seine beste Saison. Bisher.

Günther Knobloch ist Teamchef von TYSA, dem Team Yamaha Sebring Austria und gleichzeitig Fahrer des Teams. 2007 fehlten ihm aufgrund eines Sturzes vor Saisonbeginn und einer unglücklichen Reifenwahl neun Rennen vor Schluss noch 51 Punkte auf den Meistertitel, am Ende nur mehr viereinhalb.

Nächstes Jahr liebäugelt er mit dem Meistertitel. "Mit den richtigen Sponsoren im Team und dem passenden Package sollte der Titel 2008 zu schaffen sein." (Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Wolf-Dieter Grabner, Nico Schneider, derStandard.at, 8.11.2007)

Guido Gluschitsch ist Redakteur beim Motorradmagazin.