Tiflis - Inmitten der Proteste gegen Georgiens Staatschef Michail Saakaschwili hat der ehemalige Verteidigungsminister Irakli Okruaschwili schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten erhoben: Er sei gezwungen worden, seine Anschuldigungen gegen Saakaschwili zurückzunehmen und das Land zu verlassen, sagte er am Montag in einem Live-Fernsehinterview in München.

Okruaschwili war im September festgenommen worden, nachdem er Saakaschwili Korruption und die Anordnung von Morden an hochrangigen Persönlichkeiten vorgeworfen hatte. Später zog der frühere Minister seine Anschuldigungen in einem Fernsehstatement zurück und sagte, es habe sich um politisch motivierte Falschaussagen gehalten. "Alle meine Vorwürfe gegen Saakaschwili sind vollständig wahr", beteuerte Okruaschwili nun.

"Niemals aus freiem Willen"

Der ehemalige Minister und einstige Unterstützer Saakaschwilis entschuldigte sich beim georgischen Volk für sein falsches Geständnis und dafür, dass er nicht an den seit Tagen andauernden Protesten in Tiflis teilnehmen könne. "Natürlich würde ich Georgien niemals aus meinem eigenen freien Willen verlassen", betonte Okruaschwili in dem TV-Interview.

Vielmehr hätten ihn die Behörden angesichts der bevorstehenden Demonstrationen dazu gezwungen. Okruaschwili droht in Georgien eine Verurteilung wegen Korruption, Geldwäsche und Machtmissbrauch. Anfang Oktober wurde er gegen die Zahlung einer Kaution in Höhe von umgerechnet rund vier Millionen Euro aus der Haft entlassen. (APA)