Wenn der Drucker, der eben noch funktionierte, plötzlich "spinnt", oder das Handy mitten im Gespräch unterbricht, suchen viele Benutzer bereitwillig die Schuld bei sich selbst. Aber mindestens ebenso häufig werden Probleme von fehlerhaften Produkten verursacht. Schlechte Ausbildung der Techniker sei dafür der Grund, kritisiert der Software-Experte Les Hatton, Professor an der Universität Kingston London: "Software hat weit mehr mit einer Modeindustrie zu tun als mit Technik."

Die Programmierer lernen so nie richtig mit ihren Instrumentarien umzugehen

Es herrsche "unkontrollierte Kreativität", sagt Hatton: "Statt die Technologie zu verbessern, indem wir ihre Fehlerquellen identifizieren, schmeißen wir alle drei Jahre alles weg und beginnen ganz von vorn." Die Programmierer lernen so nie richtig mit ihren Instrumentarien umzugehen, erklärte er am Rande eines Seminars in Wien.

Die schlechte Ist-Situation erklärt er mit einem Beispiel. "Wenn ich zu einem Manager gehe und sage: ,Diese 30.000 Codezeilen sind schrecklich, ich werde sie umschreiben', wird er mich fragen: ,Funktionieren sie?' Und ich sage: ,Sozusagen'. ,Okay, dann lass sie in Ruhe', wird seine Antwort sein. Bei Open Source wäre der Code bereits Geschichte."

Vorbild

Denn die Open-Source-Bewegung sei ein Vorbild für Programmierer: "Dort wird viel in den Prototyping-Prozess investiert. Entwickler verwenden unglaublich viel Zeit darauf, sich um die Zukunft, um Produktpflege, zu kümmern", sagt Hatton. Bei "wirklich wichtigen Anwendung" plädiere er auf den offenen Quelltext: "Der Code sollte nicht versteckt sein, ich vertraue Menschen nicht, die das tun. Dieser könnte gut sein, aber vermutlich wird es nicht so sein."

Aber Hatton sieht wenig Chancen auf Verbesserung: Mängel in der Software würden in den nächsten Jahren nicht weniger werden. Studenten kämen bereits schlechter ausgebildet von der Schule, die Universität könne diese Kluft nicht mehr schließen. Und sobald die Techniker in Unternehmen Erfahrung sammeln könnten, "werden sie ins Management befördert", kritisiert der Professor für Softwareentwicklung. "Die Systeme werden also von Menschen entwickelt, die nicht viel Erfahrung haben." Um gegenzusteuern proklamiert Hatton einen holistischen Ansatz: Entwicklung und Test sollen nicht mehr voneinander getrennt werden und ein Programmierer auch im Projektmanagement wie in Risikobeurteilung ausgebildet sein. (APA)