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Die zweijährige Lakshmi vor ihrer Operation mit ihrer Mutter Poonam, ihrem Vater Shambhu und ihrem Bruder Mithilesh.

Foto: AP
Bangalore - Die zweijährige Lakshmi aus dem nördlichen Unionsstaat Bihar war mit vier Armen und vier Beinen geboren worden. Wegen ihrer selten Missbildung wurde das Mädchen in ihrem Heimatdorf als Göttin verehrt. In einer Marathon-Operation im Sparsh Hospital im südindischen Bangalore sollten dem Mädchen die überzähligen Gliedmaßen entfernt werden, um Lakshmi ein normales Leben zu ermöglichen: "Wir wollten ihre eine Zukunft geben", sagte Lakshmis Vater Shambhu.

Zufriedenheit

Nach 24 Stunden war der Eingriff, an dem insgesamt 36 Ärzte beteiligt waren, erfolgreich abgeschlossen - im Vorfeld waren bis zu 40 Stunden eingeplant worden. "Sie hat die Operation überstanden, sie ist in Sicherheit und es geht ihr gut", sagte Sharan Patil anschließend. Am Donnerstag konnte der Chefchirurg von guten Genesungsfortschritten des Mädchens berichten: Lakshmi bewegte erstmals ihre Zehen und Hände und öffnete kurz ihre Augen, so Patil. Lakshmi werde auf der Intensivstation behandelt und stehe unter Beruhigungsmitteln, die nach und nach reduziert würden.

Sie werde aber noch künstlich beatmet. Dennoch müsse die weitere Entwicklung in den kritischen 72 Stunden nach der Operation abgewartet werden: "Sie ist ein zweijähriges Mädchen, das einen massiven chirurgischen Eingriff durchgemacht hat", sagte eine Sprecherin des Sparsh-Krankenhauses.

Marathon-Eingriff

Im ersten Teil des Marathon-Eingriffs wurden die überflüssigen Körperteile abgetrennt. Im zweiten Teil musste dann das Becken des Kindes wiederhergestellt und Haut wieder angenäht werden. Da zum Beispiel die Niere der Zweijährigen sich teilweise im Körper des Zwillings befunden hatte, musste das Organ verschoben werden.

Hohe Überlebenschance

"Ich bin sehr erleichtert und stolz auf meine Mannschaft", sagte Patil, der in seinem blauen Kittel sehr müde, aber zufrieden aussah. Die Operation im Sparsh-Krankenhaus in Bangalore war die erste ihrer Art in Indien. Das Kind hat nach Einschätzung der Ärzte eine Überlebenschance von 80 Prozent. Möglicherweise ist eine weitere Operation an ihren Füßen nötig, damit sie später einmal gehen kann.

Ischiopagus

Lakshmi, benannt nach einer vierarmigen Hindu-Göttin, war im Mutterleib mit einem Zwilling zusammengewachsen, der sich nicht weiterentwickelt hat. So übernahm sie dessen Glieder und auch Organe wie Nieren und Magen. Die seltene Missbildung wird in der Medizin als Ischiopagus bezeichnet. Das kleine Mädchen konnte bisher weder aufstehen noch laufen. Auf diese Art zusammengewachsene Zwillinge kommen im Durchschnitt nur bei jeder 200.000. Geburt vor, 70 Prozent davon sind Mädchen. Zwischen 5 und 25 Prozent überleben die ersten Lebensjahre.

In ihrem Dorf wurde Lakshmi als Göttin verehrt. Andere wollten Geld mit ihrer Missbildung machen. So versteckten die Eltern ihre Tochter, nachdem ein Zirkus versuchte hatte, das Mädchen zu kaufen, wie die "Hindustan Times" berichtete. (APA/Red)