Wien - Das Wien Museum pocht auf eine massive bauliche Erweiterung. Dadurch sollen zusätzliche Ausstellungsflächen im Umfang von mindestens 1.500 Quadratmetern geschaffen werden. Dies sei notwendig, um die "längst überholte" Dauerausstellung als neu konzipierte und spektakuläre Schau nach internationalen Standards gestalten zu können, argumentierte Museumsdirektor Wolfgang Kos in einem Mediengespräch.

Derzeit leide das Ausstellungshaus am Karlsplatz an dramatischer Raumnot. Dadurch seien die Vielfalt und Qualität der Sammlungen öffentlich kaum sichtbar. Die momentane Präsentation der Stadtgeschichte sei vor einem halben Jahrhundert konzipiert worden und entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine Dauerstellung. Durch den Platzmangel fehlten wesentliche Bereiche des 20. Jahrhunderts, etwa die beiden Weltkriege, die Zwischenkriegszeit oder die Kreisky-Jahre.

Im Bild: henke und schreieck Archtitekten

Illustration/Visualisierung: boa - Büro für offensive aleatorik

Die angedachte Platzerweiterung sei somit "keineswegs eine Luxusanschaffung, sondern eine notwendige Adaptierung", so der Museumsleiter. "Der Erfolg der letzten Jahre beruht fast ausschließlich auf temporären Sonderausstellungen", sagte Kos. Ein Museum müsse aber mehr sein als eine Ausstellungshalle. Außerdem gelte es nicht mehr, historisches Material "brav" aneinanderzureihen, sondern diskursiv in einen gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhang zu stellen.

Konkrete Pläne für Bauprojekte gibt es allerdings noch nicht. Stattdessen wurde im Sommer 2007 eine "baukünstlerische Machbarkeitsstudie" durchgeführt: Die Architekturbüros Henke & Schreieck, Krischanitz & Frank sowie Querkraft wurden eingeladen, mögliche Entwürfe für die Erweiterung des Hauses am Karlsplatz zu entwickeln. Die Ergebnisse dieses "internen Nachdenk-Verfahrens" sehen entweder eine Erweiterung des von Oswald Haertl gebauten Hauses Richtung angrenzender "Zweier-Linie" oder einen eigenständigen Überbau vor.

Im Bild: Büro Krischanitz & Frank 2007

Illustration/Visualisierung: Schreiner+Kastler

Mit diesen "Ideenprojekten" habe man Handlungsgrundlagen geschaffen und werde nun bei den Entscheidungsträgern der Stadt Wien Lobbying betreiben, meinte Kos. Als möglichen Baubeginn, dem ein Wettbewerb voran gehen werde, wünschte sich der Direktor das Jahr 2009, in dem das Wien Museum 50-jähriges Jubiläum feiert. Ab 2011 könnte die neue Dauerausstellung dann phasenweise neu eingerichtet werden. Als realistischen Kostenpunkt nannte Kos einen Rahmen von 10 Mio. bis 20 Mio. Euro.

Konkretere Pläne liegen hingegen für die Errichtung eines neuen Depots vor: Als künftige Lagerstätte für rund eine Million Objekte stehen derzeit zwei Standorte zur Diskussion. Wichtigstes Kriterium sei die Sicherheit für Personen und Objekte. Deshalb werde das neue Museumsdepot als Passivhaus geplant, um Schäden etwa durch starke Temperaturschwankungen zu vermeiden, hieß es. Entsprechende Grundlagen lägen der Stadt Wien vor, nach Standortentscheidung und Finanzierungszusage sei eine Errichtung innerhalb von drei Jahren realistisch. (APA/red)

Im Bild: querkraft

Illustration/Visualisierung: querkraft