Foto: VAP
Die österreichische Film- und Musikwirtschaft leidet seit Jahren unter einer wachsenden Flut von raubkopierten CDs aus der Tschechischen Republik. Eine verstärkte Zusammenarbeit des Vereins für Anti-Piraterie der Film- und Videobranche (VAP) und des Verbands der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI) will nun mit einer "Aktion scharf" dem zunehmenden Piraterieproblem entgegenwirken. "Wir wollen Produkt- und Markenpiraterie innerhalb der Grenzen der Europäischen Union nicht tolerieren", begründet Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des IFPI Österreich, die seit Oktober 2004 angewandte Strategie. Heute, Dienstag, präsentierten Vertreter beider Interessenvertretungen in Wien erste Ergebnisse. So konnten im Rahmen zweier am vergangenen Wochenende mit Hilfe von Spürhunden auf grenznahen tschechischen Märkten durchgeführten Razzien insgesamt 17.000 gefälschte Film- und Musik-CDs sichergestellt werden.

Märkte

"In der Tschechischen Republik haben sich an den Grenzen zu Österreich und Deutschland in den letzten Jahren 50 bis 60 Märkte etabliert, die in großem Umfang Piraterieprodukte anbieten", berichtet Andreas Manak, Rechtsanwalt und Generalsekretär des VAP. Auf diesen bereits um das Jahr 2000 entstandenen Märkten würden täglich bis zu einer Million illegale CD-Kopien zum Verkauf angeboten werden. Hergestellt werden die meist minderwertigen Fälschungen laut Manak von organisierten vietnamesischen Banden, die ihre Ware an österreichische Einkaufstouristen und in größeren Mengen auch an chinesische Banden aus Österreich verkaufen. Laut Schätzungen seien 80 Prozent der in Österreich auf Flohmärkten zu findenden Raubkopien auf diese Quelle zurück zu führen.

Razzien

"Allein im Jahr 2006 haben wir 1.000 Razzien in Tschechien durchgeführt", meint Manak weiter. Probleme in der Verfolgung der illegalen Raubkopierer bereiten aber vor allem die korruptionsartigen Strukturen der Fälscherbanden, ergänzt Medwenitsch. Diese seien mit den lokalen Behörden vernetzt und könnten so rechtzeitig vor Razzien ihre illegalen Stände schließen. "Auch die dezentrale Lage der oft nur für diese Zwecke angemieteten Produktionsstätten erschwert die Verfolgung der kriminellen Banden", erklärt Medwenitsch. Um dem Problem stärker entgegentreten zu können, sei vor allem eine intensivere Zusammenarbeit mit den tschechischen Behörden vonnöten.

Schaden

Durch die unmittelbare Grenznähe der Pirateriemärkte entstehe der verursachte wirtschaftliche Schaden ausschließlich bei den betroffenen österreichischen und deutschen Branchen, argumentieren deren Vertreter. "Der Schaden durch Raubkopien beläuft sich für die Musik- und Filmwirtschaft in Österreich auf geschätzte 30 bis 50 Mio. Euro jährlich", erläutert Manak. Hinzu komme ein entsprechender Entgang an Steuereinnahmen und der Verlust von Arbeitsplätzen. Neben dem Phänomen der Pirateriemärkte sei aber auch das Problem des Filesharing aktueller denn je. "Beim Filesharing ist es wichtig, genau nach dem jeweiligen Nutzen zu unterscheiden. Verfolgt werden soll nur die kommerzielle Piraterie, die Filesharing mit großem finanziellen Aufwand betreibt", ergänzt Manak. (pte)