Islamabad - Nach der Verhängung des Ausnahmezustands ringt Pakistans Opposition um eine gemeinsame Linie gegen Staatschef Pervez Musharraf. Ex-Ministerpräsidentin Benazir Bhutto traf am Dienstag zu Gesprächen mit anderen Oppositionsparteien in Islamabad ein.

Keine direkten Verhandlungen

Sie schloss unmittelbar vor ihrem Abflug aus Karachi ein Treffen und direkte Verhandlungen mit Musharraf über eine Machtteilung aus. Bhutto hat die Ausrufung des Ausnahmezustands zwar als "Mini-Kriegsrecht" verurteilt, ihre Anhänger aber nicht zu Straßenprotesten aufgerufen. Auch die Chefs anderer Parteien haben Aufrufe zu Demonstrationen bisher unterlassen.

Aus Protest gegen den Ausnahmezustand wird Bhuttos gemäßigte Volkspartei (PPP) aber die Parlamentssitzung am Mittwoch boykottieren. Wie Bhuttos persönlicher Sekretär Naheed Khan am Dienstag in der Hauptstadt Islamabad mitteilte, ist eine Protestkundgebung vor dem Gebäude der Nationalversammlung geplant. Ob Bhutto daran teilnehmen wird, war zunächst nicht klar. Die 54-jährige Politikerin, die Pakistan von 1988 bis 1990 und erneut von 1993 bis 1996 regierte, wollte am Freitag in Rawalpindi, der Zwillingsgarnisonsstadt von Islamabad, eine öffentliche Rede halten.

Kontakte

Vor den geplanten Beratungen der Oppositionsparteien wurden auch Differenzen laut. Der von Musharraf abgesetzte Premier Nawaz Sharif verlangte von Bhutto die Zusicherung, dass sie die Kontakte zum Militärmachthaber abgebrochen habe. Vorher könnten Gespräche über ein Bündnis nicht beginnen, ließ Sharif über einen Sprecher erklären.

Träger des innenpolitischen Protests gegen den international verurteilten Ausnahmezustand blieben damit vor allem die pakistanischen Rechtsanwälte. Der von Musharraf abgesetzte und unter Hausarrest stehende Chefrichter Iftikhar Chaudry forderte die Anwälte auf, die Bevölkerung zum Widerstand aufzurufen. "Es ist Zeit, Opfer zu bringen. Noch stehe ich unter Arrest, aber bald werde ich mich eurem Kampf anschließen", hieß es in der per Mobiltelefon übermittelten Botschaft des Richters, der Musharraf wiederholt die Stirn geboten hatte. (APA/Reuters/AFP)