Nachdem Montag der Onlinekonzern Google seine 34 Unternehmen umfassende Mobilfunk-Allianz "Open Handset Alliance" und das "Android" genannte Softwarepaket für internetaffine Handys präsentierte , konterte am Dienstag Googles Hauptkonkurrent Symbian. Symbian, mehrheitlich im Besitz von_Nokia, liefert Betriebssystem und Software für die Hersteller von Smartphones, darunter Nokia, Sony Ericsson und Samsung.

"Noch eine weitere Linux-Plattform"

"Noch eine weitere Linux-Plattform“, ätzte Symbian-Chef Nigel Clifford bei einem Gespräch in Tokio mit dem Hinweis auf rund zwei Dutzend Betriebssysteme für Handys, die wie Android auf Linux basieren:"„Wir sind Marktführer und wir werden Marktführer bleiben." Statt zu vereinen, würde Linux eher fragmentieren, erklärte Clifford in Hinblick auf die verschiedenen Versionen, die am Markt im Umlauf sind.

Wichtiger MArkt

Google fordert Symbian im wichtigsten Wachstumsmarkt, bei Smartphones, heraus. Nach einer Analyse von IDG wird das Segment der Multimedia-Computer im Handflächenformat von 57 Mio. Stück (2005) auf 250 Mio. Stück 2010 ansteigen. Ihr Marktanteil unter allen Handys soll dann rund 20 Prozent betragen.

Übersetzungsprogramm

Besonders im führenden Mobiltelefonmarkt Japan machen Smartphones Furore. Die neueste Generation der UMTS-Handys des weltgrößten Mobilnetzbetreibers NTT DoCoMo wartet u. a. mit einem Übersetzungsprogramm zwischen gesprochenem Englisch und Japanisch auf. Obwohl NTT DoCoMo Handys von Google-Konkurrenten verkauft, hat es sich wie viele Betreiber und Hersteller abgesichert und auch der Google-Allianz angeschlossen.

Wie Symbian beansprucht auch Nokia selbst die technologische Marktführerschaft für seine Multimedia-Handys. Mit Symbian sei man bei mobilem Internet am Handy am weitesten gekommen. Diese Plattform würde derzeit die größte Entwicklergemeinde vereinen, kontert Nokia Googles Anspruch, dass erst Android neue Entwicklungen dank der Open-Source-Community hervorbringen könne. 5300 kommerzielle Anwendungen stünden derzeit für Symbian-Smartphones zur Verfügung, sagt Nokia.

Linux bei Nokia

Allerdings hat auch Nokia eine Zehe im Open-Source-Lager, mit dem auf Linux basierenden Internet Tablet N810, das als Internetgerät ohne Handyteil vermarktet wird.

„Weder neu noch revolutionär“

Gelassen reagierte auch Microsoft, dessen Windows Mobile mit Symbian um den Smartphone-Markt konkurriert. „Weder neu noch revolutionär“ sei Googles Initiative, sagte Microsoft-Österreich-Sprecher Thomas Lutz. Windows Mobile habe längere Erfahrung als Android. Google hat für nächste Woche eine erste Version nur für Softwareentwickler angekündigt.

Allerdings kommt auch Android nicht als unbeschriebenes Blatt auf den Markt. Sein Architekt, Andy Rubin, schuf Anfang 2000 den Sidekick, ein Internet-Handy mit Fangemeinde, zu der auch die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page zählten. 2004 gründete Rubin mit anderen Android als Handy-Softwarefirma, die 2005 von Google gekauft wurde. Ob Android-Handys ihr Versprechen einlösen können, im Internet so einfach und schnell wie auf einem PC surfen zu können, wird man erst in einem Jahr prüfen können: Erst dann sollen die ersten Geräte auf den Markt kommen. (Martin Kölling, Helmut Spudich, Karin Tzschentke DER STANDARD Printausgabe, 7. November 2007)