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Albert Einstein ist durch Postkarten, Kalender, Sticker oder Kühlschrankmagnete im Alltag präsent. Eine ähnliche Ikone der Wissenschaften fehlt in Österreich.

Foto: APA/UPI/Arthur Sasse
Zwei neue Umfragen zeigen: Wissenschaft wird in Österreich nach wie vor geringgeschätzt. Wie ließe sich das ändern? Braucht es einen Hugo Portisch für die Forschung? Vielleicht hilft ja Wissenschaftskabarett.

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Josef Broukal reagierte etwas verschnupft. Der SPÖ-Politiker und ehemalige Präsentator der vor einigen Jahren eingestellten ORF-Wissenschaftssendung „Modern Times“ war von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) Mitte Oktober zum „Pin-up der Forschung“ erklärt worden. Kein Forscher war in einer repräsentativen Umfrage unter 1000 Österreichern (fälschlicherweise) als Wissenschafter öfter erkannt worden als der ehemalige Fernsehmann. Der Quantenphysiker Anton Zeilinger und Staatsoperndirektor Ioan Holender, deren Namen ebenfalls vorgegeben wurden, landeten auf den Plätzen zwei und drei. Broukal hielt seinen Titel für „ehrenvoll, aber unverdient“, die Umfrage für „sehr skurril“.

Ergänzend zum Fehlen von Popularität scheint die Wissenschaft auch nichts zu sein, auf das man hierzulande besonders stolz ist, wie sich bei einer zweiten Umfrage zeigte. Bei einer Gallup-Studie zum Thema Nationalstolz kam die Wissenschaft unter neun vorgegebenen Kategorien am schlechtesten weg. Mit gerade einmal zwölf Prozent. Platz eins ging mit 76 Prozent übrigens an „unsere“ Landschaft.

Dabei hat man in den vergangenen Jahren gar nicht einmal wenig Geld in die Wissenschaftskommunikation gepulvert. Im Rahmen der Kampagne „Innovatives Österreich“ standen zwischen 2004 bis 2006 zwölf Millionen Euro für 50 Projekte zur Verfügung, die „zur Sensibilisierung einer breiteren Öffentlichkeit für das Themenfeld Wissenschaft, Forschung und Technologie“ dienen sollte.

Größte Imagekampagne

Das war die größte Imagekampagne für Wissenschaft, die es in Österreich je gegeben hat. Die zweitgrößte fand unter demselben Titel zwischen 2001 und 2003 statt. Dass bei beiden so manches schlecht oder gar nicht geklappt hat, wurde bereits berichtet – und durch die beiden neuen Studien ein weiteres Mal bestätigt. Woran liegt es, dass Wissenschaft in Österreich einfach nicht populär zu machen ist? Wo sollte man ansetzen? Gibt es positive Beispiele, die bereits funktionieren?

Jedenfalls scheint auch dem Wissenschaftsminister die Imageverbesserung der Forschung ein Anliegen zu sein. Sonst hätte er die eingangs zitierte Studie wohl nicht in Auftrag geben lassen. Johannes Hahn hat aber auch schon mit einigen Bemerkungen zum Thema Wissenschaftskommunikation aufhorchen lassen: „Man bräuchte in Österreich einen Hugo Portisch für die Wissenschaft“, meinte er kurz nach Amtsantritt. Dass diese mancherorts belächelte Aussage so falsch nicht war, wurde durch das Ergebnis der „Pin-up“-Studie gleichsam bestätigt.

Denn wenn der ehemalige Präsentator einer längst abgeschafften ORF-Wissenschaftssendung in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor so präsent ist, dann muss man wohl auch beim Fernsehen ansetzen. In den beiden TV-Kanälen der öffentlich-rechtlichen Anstalt hat sich in den vergangenen Monaten zwar der Wissenschaftsanteil in den Nachrichtensendungen merkbar erhöht. „Newton“, die einzige richtige Wissen(schaft)ssendung, grundelt bei den Zuschauerzahlen weiterhin dahin.

TV-Wissensoffensive

Im Vergleich zur Wissensoffensive im deutschen Privat-TV wirkt das einschlägige ORF-Angebot inhaltlich eher dünn, weshalb sogar schon Wissenschafter wie Josef Penninger, Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA), an möglichen neuen ORF-Formaten beratend mitbasteln.

Mit Wissenschaft in audiovisuellen Medien arbeitet ein anderes Projekt, das vom Physiker Heinz Oberhummer (siehe Interview) initiiert wurde und unter 160 Wissenschaftskommunikationsprojekten der EU heuer als bestes ausgezeichnet wurde. Der umtriebige Popularisator stellte unter www.cisci.net dreiminütige Spielfilmszenen ins Netz, die im Schulunterricht verwendet werden, um Fragen der Naturwissenschaften besser vermittelbar zu machen.

„Wenn ich zu einem Vortrag in eine Schule gehe, erreiche ich gerade einmal 100 Schüler. Mit der Website, die von den Lehrern gut angenommen wird, kann ich viel mehr Leute erreichen“, so Oberhummer, der zumindest für den Bereich der Theoretischen Physik Hugo-Portisch-Qualitäten aufweist – und noch dazu witziger daherkommt.

Gemeinsam mit Werner Gruber, einem Kollegen von der (Populär-)Wissenschaft, sowie dem Kabarettisten Martin Puntigam macht Oberhummer seit einiger Zeit erfolgreich multimediales Wissenschaftskabarett, bei dem Filmausschnitte ebenso zum Einsatz kommen wie Powerpoint-Folien und vor Ort durchgeführten Experimente. Kurzfassungen davon gibt es seit kurzem auch im Jugendsender FM4 und als Podcast.

Das „Wintersemester“ starten die drei „Science Busters“ – also etwa „Wissenschaftspfundskerle“ – heute, Mittwoch, im Wiener Rabenhof Theater, 20 Uhr. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2007)