Von "Gosch'n halten, Hände falten" hält Franz Moser wenig. Im Heiligen Zorn auf den Widerstand der Steyrer Schäfchen zerriss der Linzer Bischof gar einen Standard-Artikel.

Foto: DER STANDARD/ Habitzl
Linz - "Ohne Druck wäre da sicher nichts passiert, und wir stünden ohne Pfarrer da." Franz Moser ist zufrieden. Der Pfarrgemeinderatsobmann der Pfarre "Heilige Familie" in Steyr-Tabor stand in den vergangenen Wochen an der Spitze einer Protestbewegung, die den Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz gehörig unter Druck setzte. Jetzt scheint sich die Revolte vor Gottes Antlitz gelohnt zu haben.

Leasing-Pfarrer

Die Steyrer Pfarrvertreter richteten in einem vier Seiten langen Brief ihre beträchtlichen Nachwuchssorgen hinter dem Altar an den Linzer Bischof. Gefordert wurde konkret von Schwarz, er solle sich für eine Aufhebung des Pflichtzölibats, einer Einführung eines "viri probati"-Modells (der Einsatz bewährter, verheirateter Männer) sowie für die Öffnung des Priesteramts für Frauen stark machen - der Standard berichtete. Eine erste Reaktion des Linzer Bischofs missfiel den Steyrer Kirchenrebellen und man drohte mit dem "unerlaubten" Einsatz eines verheirateten Priesters.

Hintergrund der Nachwuchssorgen ist vor allem eine Erkrankung von Pfarrer Alcantara Gracias. Dieser müsse sich jetzt einer längeren Behandlung unterziehen und sei daher nicht einsatzfähig, sagt Moser. Angesichts der für Kirchenkreise auffallend scharfen Basiskritik dürften nun auch die Verantwortlichen im Linzer Bischofshof unter Zugzwang gekommen sein. "Wir bekommen jetzt zumindest für die nächsten vier bis fünf Monate einen Reservepfarrer. Da hat man auffallend rasch reagiert", freut sich Pfarrobmann Moser im Standard-Gespräch.

Interimistisch wird der Nicaraguaner Gerald I. Etim, bislang priesterlicher Mitarbeiter in Steyregg bei Linz, die "Heilige Familie" in Steyr-Tabor in den nächsten Monaten betreuen. "Der Bischof hat uns auch zugesichert, dass die Einführung eines ,viri probati'-Modells Thema der Herbstvollversammlung der Bischöfe sein wird", erzählt Moser.

Doch ganz so friedlich dürfte der Weg zur Einigung nicht verlaufen sein. "Bischof Schwarz und Generalvikar Severin Lederhilger waren bei uns zu einer Aussprache. Da hat man schon gemerkt, dass der Bischof so richtig sauer war und den medialen Druck kritisiert hat", erinnert sich Moser. Seinen Ärger über die Berichterstattung brachte der Linzer Bischof bei dem Gespräch übrigens sehr anschaulich zum Ausdruck.

Als Demonstrationsobjekt musste der Standard-Artikel "Gottes zornige Steyrer-Kinder", erschienen am 27. September 2007, herhalten. "Der Bischof hat den Zeitungsartikel vor uns zerrissen und gesagt, 'Genau das' halte er davon", erzählt Obmann Moser. (Markus Rohrhofer/ DER STANDARD - Printausgabe; 7. November 2007)