Der Post kommt ein Großkunde abhanden, die Gewerkschaft fordert Konsequenzen.

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Wien - Quelle Österreich wird ab 2008 die Pakete vorrangig über den alternativen Anbieter Hermes zustellen lassen, teilte die Post AG am Mittwochfrüh ad hoc mit. Durch die dadurch verursachte Verringerung des Paketvolumens um zirka sieben Millionen Pakete pro Jahr und die damit verbundenen Marktveränderungen sei "mit einer operativen Ergebnisbeeinträchtigung für den Post-Konzern von etwa 20 Mio. Euro zu rechnen".

Logistik neu strukturieren

Post-Generaldirektor Anton Wais kündigte in einer ersten Reaktion an, man werde auf den Trend des Marktes zu Spezialversendern reagieren. Die Post werde die Logistik neu strukturieren. Die "Veränderung am Markt beschleunigt jetzt die Umsetzung der von uns geplanten Maßnahmen."

Die Österreichische Post werde neben der Erfüllung des Universaldiensts "das Leistungsangebot an alle Versandhändler weiter entwickeln". Unverändert werde der B2B-Paket-Bereich der Österreichischen Post forciert.

Weniger Postpakete

Seit Juli 2007 ist die zum Otto-Versandhandel gehörende deutsche Hermes Logistikgruppe in Österreich tätig und macht der Post gehörig Konkurrenz. Nachdem seither schrittweise der Post die Zustellung von Otto-Paketen abhandenkommt und zu einer Belastung des Betriebsergebnisses (EBIT) von 20 bis 25 Mio. Euro wirksam 2009 führt, stellt nun auch Quelle-Versand ab 2008 die Pakete vorrangig über den alternativen Anbieter Hermes zu. Laut Hermes zieht auch Neckermann ab 2008 den gesamten Paketdienst von der Post ab.

Das Paketvolumens von Quelle Österreich liegt bei rund sieben Millionen Paketen pro Jahr, acht Millionen Pakete pro Jahr sind der Post durch den Otto-Versand weggefallen. Wolfgang Binder, Vorstandsvorsitzender der Quelle will allerdings nicht für den gesamten Gewinneinbruch bei der Post verantwortlich sein. Er wolle nicht, dass Quelle als "Sündenbock" für Personalabbau und sinkenden Börsenkurs bei der Post dargestellt werde.

Weiter größter Kunde

Binder rechnete vor, sein Unternehmen verschicke pro Jahr maximal sieben Mio. Pakete. Bei jeweils rund vier Euro seien das 25 bis 30 Mio. Euro weniger Umsatz. Bei einem 10-Prozent-Profit mache das 2,5 bis 3 Mio. Euro aus. Da würden aber noch 17 Mio. Euro auf die von Wais genannten 20 Millionen fehlen. Die Quelle bleibe nach wie vor der größte Kunde der Post, denn Kataloge und Werbemittel des Unternehmens würden nach wie vor von ihr zu den Kunden gebracht. Für die Zustellung der Bestellungen habe man sich zwar aus Servicegründen für Hermes entschieden. Die Kunden könnten aber die Retouren sowohl mit der Post als auch mit Hermes schicken. Damit stünden insgesamt 3.200 Abgabestellen zur Verfügung - 2.000 von der Post und 1.200 von Hermes, stellte Binder am Mittwoch fest.

Betriebsrat verlangt Konsequenzen

Die Belegschaftsvertretung hat nun Konsequenzen aus dem Verlust eines großen Teils des Quelle-Geschäfts gefordert. Dieses "Desaster" müsse personelle Folgen haben, forderte Gerhard Fritz, Vorsitzender der Belegschaftsvertretung.

Die Post-Aktie reagierte mit kräftigen Kursverlusten. Bis 15:45 Uhr sackten die Titel um 14,29 Prozent auf 24,00 Euro ab. "Es ist sicherlich ein herber Verlust für die Post", sagte ein Analyst von der Erste Bank. Er sei aber über die heftige Kursreaktion überrascht, da die Verhandlungen bereits bekannt waren und man eigentlich damit habe rechnen müssen. (APA)