Kerbala/Bagdad - In mehreren irakischen Städten mit schiitischer Bevölkerungsmehrheit bereiten sich die Sicherheitskräfte derzeit auf eine Offensive gegen die Miliz "Mahdi-Armee" des radikalen Predigers Muktada al-Sadr vor. Der Polizeichef der Pilgerstadt Kerbala, Raed Shakir, rechtfertigte am Mittwoch im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur den harten Kurs der Polizei gegen die Milizionäre. "Wir hören immer wieder Beschwerden darüber, dass wir angeblich zu viele Leute festnehmen, aber seit 2006 hatten wir in Kerbala 300 Attentate und 89 Polizisten wurden getötet", sagte Shakir.

Politiker der Sadr-Bewegung hätten zur Destabilisierung der Lage beigetragen, indem sie für die Freilassung zahlreicher gefährlicher Verbrecher aus dem Gefängnis gesorgt hätten, sagte Shakir. Gegen vier Mitglieder des Provinzrates von Kerbala, die der Sadr-Bewegung angehören, liegen inzwischen Haftbefehle vor. Die Schiiten stellen einen Großteil der nach der US-Invasion 2003 neu aufgebauten Sicherheitskräfte im Irak.

Sadr hatte seine "Mahdi-Armee" im August angewiesen, für ein halbes Jahr die Waffen ruhen zu lassen. Zuvor hatten seine Milizionäre unter anderem Büros der größten schiitischen Partei "Oberster Islamischer Rat im Irak" (SIIC) (früher SCIRI) von Abdulaziz al-Hakim attackiert. Die schiitische Dawa-Partei von Premier Nuri al-Maliki ist mit dem SIIC verbündet.

US-Truppen beteiligt

Der Provinzratsvorsitzende in der südlichen Stadt Diwaniya, Scheich Hussein al-Khalidi, kündigte ebenfalls ein schärferes Vorgehen gegen die Sadr-Miliz an. Die regierungsnahe irakische Zeitung "Al-Sabah" berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Khalidi, an der geplanten Offensive gegen die bewaffneten Gruppen in Diwaniya beteiligten sich auch US-Truppen.

Von den USA wird die "Mahdi-Armee" als eine vom Iran gesteuerte terroristische Organisation eingestuft. Sie wird für Folter, Entführung und Ermordung Hunderter von Sunniten verantwortlich gemacht. Die Zahl der Mitglieder dieser Miliz wird auf bis zu 60.000 geschätzt. Sie hat vor allem bei den Schiiten in Bagdad und im Süden des Landes und unter den ärmeren Bevölkerungsschichten großen Zulauf. (APA/dpa)