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Tommy Haas

Foto: AP/ Sekretarev
Stuttgart - Thomas Haas ist bei der Niederlage des deutschen Davis-Cup-Teams in Moskau gegen Russland möglicherweise vergiftet worden. Diesen schwerwiegenden Verdacht äußerte Tennisprofi Alexander Waske, allerdings kann der Doppelspezialist nur einen nicht namentlich genannten Sportmanager als Informanten aufbieten. "Ich habe mit einem Russen aus Moskau über den Davis Cup gesprochen. Er sagte dann ganz beiläufig, dass es ja bitter gewesen sei, dass man Tommy Haas vergiftet habe", sagte Waske in der "Bild"-Zeitung und bestätigte der Deutschen Presse-Agentur das Gespräch: "Ich lüge nicht." Haas hatte bei dem Halfinal-Aus im September wegen starker Magen-Darm-Beschwerden nicht zum zweiten Einzel antreten können.

"Wenn ich daran denke, wie schlecht es mir ging, dann kann ich es mir vorstellen", sagte die deutsche Nummer eins. "Ich fühle mich seit Wochen schwach." Haas war nach dem Davis-Cup-Spiel in Moskau und auch nach dem anschließenden Turnier in Bangkok beim deutschen Mannschaftsarzt Erich Rembeck in Behandlung und ließ auch Bluttests machen. Dabei wurde allerdings nur nach einem Virus gesucht. Nun soll der Hamburger mit steirischen Wurzeln erneut untersucht werden.

"Ich bin total überrascht, davon habe ich nichts gewusst und nichts geahnt. Ich kann keine Bewertung vornehmen", sagte Teamchef Patrik Kühnen. Die Begegnung der deutschen Asse, die mit 2:3 unterlagen, liegt bereits sechseinhalb Wochen zurück. Nachdem Haas in der Nacht von Samstag auf Sonntag "mehr Zeit auf der Toilette als im Bett" verbracht und dreimal den Teamarzt aufgesucht hatte, verspielten Philipp Petzschner und Philipp Kohlschreiber den 2:1-Vorsprung der deutschen Mannschaft. Waske hatte in dem Gespräch mit seinem Informanten darauf verwiesen, dass Haas eine Magen-Darm-Grippe hatte. "Er sagte mir daraufhin: Nein, die haben ihn vergiftet." Dem Kölner "Express" sagte er, es handle sich bei der Person um einen Manager, der zahlreiche russische Sportler betreue.

Die Aufklärung des Falls wird schwierig, da es bisher keinen medizinischen Beweis für den Verdacht gibt. Haas befindet sich derzeit bei Werbeaufnahmen in Rio de Janeiro. Er sei schockiert gewesen, als Waske ihm davon erzählt habe. "Ich bin immer der einzige von uns, der nach dem Essen einen Nachtisch oder einen Latte macchiato bestellt. Da es keinen anderen von uns erwischt hat, müssen die es, wenn es stimmen sollte, dort gemacht haben." Dem Weltranglisten-13. aus Hamburg ging es allerdings bereits am Sonntag des Davis-Cup-Wochenendes besser, so dass er weiter zum Turnier nach Bangkok geflogen war. Dort gewann er am Mittwoch darauf sein Erstrundenmatch gegen den Amerikaner Vincent Spadea.

Mannschaftsarzt Rembeck erklärte in "Bild": "Ich kann eine Vergiftung nicht ausschließen, ich habe Tommy nur auf die Symptome des Magen-Darm-Virus untersucht. Denn da gab es noch keinen Verdacht, um weitere Untersuchungen anzustellen." Nach Angaben Kühnens war in Moskau alles wie immer: "Wir hatten unsere medizinische Abteilung dabei, die sich auch um die Zusammenstellung des Essens kümmert. Aber was wir auf den Teller bekommen, da müssen wir auf die Küche und das Hotel vertrauen." Im Gegensatz zur deutschen Fußball-Nationalmannschaft verfügen die Tennisspieler über keinen eigenen Koch.

Georg von Waldenfels, der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), befindet sich derzeit in Madrid und will am Rande der WTA-Weltmeisterschaften den Italiener Francesco Ricci Bitti, Vorsitzender des Internationalen Tennis-Verbandes (ITF), auf die Verdächtigungen ansprechen. Von Waldenfels fürchtet allerdings: "Wenn man nichts beweisen kann, kann man auch nichts machen." Er bestätigte, dass Waske auch wegen übler Nachrede belangt werden könne: "Das könnte ein Problem werden." Waske selbst erklärte, er habe Haas nur helfen wollen, da dieser wegen seines Einzel-Verzichts Kritik einstecken hatte müssen. (APA/dpa)