Ein Blickfang bei der Cologne Fine Art: Doppelseitiger Otto Mueller bei Galerie Thomas: "Akt zwischen Klippen" (rückseitig "Haus mit Sonnenblume") von 1924.

Foto: Galerie Thomas, München

Im Rahmen von Gérard Goodrows "Cologne Fine Art" kam es zum Eklat.


Köln – Missstimmung ist man in Köln ja schon gewohnt. Bei der in den Herbst verschobenen "Cologne Fine Art" (31. 10.–4. 11.) mit 170 Teilnehmern in den Sektionen Antiquitäten, Klassischer Moderne und Zeitgenössischer Kunst hat es jetzt aber so richtig gekracht. Die traditionellen Teilnehmer der im Frühjahr platzierten "Art Cologne" haben ein Problem mit der terminliche Position der "Cologne Fine Art", die Kunden seien seit 25 Jahren auf den Herbsttermin eingeschossen.

Dementsprechend war dann auch die Atmosphäre in der Sektion Alter Kunst, man fühle sich der nun überstark gezeigten "Moderne" einfach angehängt, kaum beworben und nicht pointiert präsentiert. Von dieser Situation profitierten andere, etwa die zeitgleiche, vor fünf Jahren als Nebenschau gegründete "Art. Fair 21".

Pünktlich zum Auftakt der "Cologne Fine Art" zelebrierten zwölf namhafte Kölner Galerien, alle Teilnehmer der Art Cologne, einen Eklat. Die in einem offenen Brief an Gérard A. Goodrow geübte Kritik: Die Mutter aller deutschen Kunstmessen laboriere an einem herben Bedeutungsverlust. Die Messeleitung würde das Kerngeschäft nicht pflegen, stattdessen allerlei Belangloses. Das Erscheinungsbild sei lieblos, es fehlten ein gutes Rahmenprogramm und anständiges Marketing.

Dickes Minus

Den Anbietern Alter Kunst hatte man den neuen Termin fassettenreich schmackhaft gemacht: Im Frühjahr sei man ohnedies zu zeitnah an der Tefaf in Maastricht. Dafür konnten sie sich nun mit den Auktionsterminen der großen Kölner Häuser messen, die mit ihrem Angebot an "Alter Kunst" quasi parallel zur Messe in druckfrischen Katalogen warben. Mit einem "blauen Auge", so erklärte Thomas Schmitz-Avila (Bad Breisig), sei er davongekommen, die Kosten für die Teilnahme sind erwirtschaftet, aber mehr auch nicht. Kollegen konnten nicht einmal einige hundert Euro umsetzen und verließen Köln mit einem dicken Minus.

Christian Eduard Franke (Bamberg), selbst Verfechter des Standortes, ist überzeugt, "der Termin ist falsch". So wird die Alte Kunst lediglich noch "als Anhängsel" der Moderne geboten und kann keinen Erfolg haben. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hallen bewahrheitete sich dies, denn Moderne und Zeitgenössische Kunst wurde tüchtig umgesetzt. Dort waren die Kunden der "Art Cologne" aufgelaufen. Gute Verkäufe im fünf- und sechsstelligen Euro-Segment bilanzierten Galerien mit Klassischer Moderne und Nachkriegskunst, wie Heuser aus Düsseldorf, Schlichtenmaier aus Stuttgart, Utermann aus Stuttgart und Thomas aus München, die ihren Stand mit einer Otto-Mueller-Privatsammlung bespielte und während der Messe drei Werke verkaufen konnte.

Sowohl an der "Cologne Fine Art" als auch an der "Art.Fair 21" nahm Barbara von Stechow (Frankfurt) teil. Zum Auftakt der "Cologne Fine Art" verkaufte die zeitgenössische Galeristin sieben Arbeiten, darunter einige des jungen Londoners Cameron Rudd, mit 1300 bis 13.000 Euro preislich für Nachwuchssammler interessant. Auf der "Art.Fair 21" ist von Stechow schon seit der ersten Ausgabe dabei und bleibt es, trotz des Termindoppels.

Sie schwört auf ihr Timing und zieht damit von der "Art Cologne" ab auf die "Cologne Fine Art", um den "Kölner Herbsttermin zu nutzen, der immer sensationell war und gute Sammler brachte". Marktstarke Kollegen wie Levy (Hamburg), Schultz (Berlin) und Terminus (München) entschieden sich ebenfalls wegen des Termins und der Klarheit des Konzepts für eine Teilnahme an der "Art.Fair 21". Diese verbuchte nicht nur Einzelverkäufe in Höhe von bis zu drei Millionen Euro, sondern durfte sich mit 28.000 Besuchern – 30.000 lockte die "Cologne Fine Art" nahezu zuvor – über einen Zuwachs von 20 Prozent freuen. (Bettina Krogemann / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2007)