Wien – Kulturministerin Claudia Schmied wollte eigentlich die Ergebnisse der Debatte über die Aufgaben und Ziele der Bundesmuseen (Stichwort "Neustrukturierung") abwarten, bevor sie weitreichende Entscheidungen trifft. Doch die Diskussion wurde nicht, wie angekündigt, geführt.

Die SPÖ-Ministerin muss daher doch eine Personalentscheidung vorwegnehmen: Binnen 14 Tagen wird, so Schmied am Mittwoch, die Generaldirektion für das Kunsthistorische Museum ausgeschrieben. Ohne dass die Bewerber wissen, ob der Konzern in der jetzigen Form bestehen bleibt oder zerschlagen oder mit einem anderen Museum fusioniert wird. Auch bei seiner Designierung (Schmied nennt als Termin Ende März) wird der künftige KHM-Chef nichts Konkretes wissen. Denn "greifbare und nachvollziehbare Ergebnisse" sollen, so der Museumsexperte Dieter Bogner, erst im Juni vorliegen.

Bogner wurde zusammen mit Sabine Breitwieser (Ex-Direktorin der Generali Foundation) und Martin Fritz (Intendant des Festivals der Regionen) als "Moderator" der Zukunftsdiskussion bestellt. Diese wird drei Komplexe – staatliche Museumspolitik, Sammlungs- und Programmpolitik sowie Gouvernance – umfassen. Es geht also um Fragen wie: Was ist Museumspolitik? Wie weit geht die Autonomie der Museen? Welche Vorgaben benötigt die Organisation? Als Basis fungiert ein Grundsatzpapier, dass die "Moderatoren" zusammen mit Sektionschef Michael Franz als "AG Bundesmuseen" verfassten.

Schmieds Intention für die Debatte: "Nach der erfolgreichen Ausgliederung der Bundesmuseen vor zehn Jahren geht es jetzt darum, einen nächsten Innovationsschritt zu setzen." Allerdings: Das Mumok wurde 2002 ausgegliedert, das Naturhistorische Museum 2003; das Theater- und das Volkskundemuseum wurden nicht ausgegliedert, sondern vom KHM übernommen.

Die Diskussion soll "unter Einbindung von Experten, politischen Parteien, Museumsdirektoren, Medienvertretern etc. geführt werden. In der Folge werden die Moderatoren "in Abstimmung mit dem Ministerium" bis zum März "Thesen formulieren", diese im Internet unter www.museumsreform.at veröffentlichen und in einer zweiten Runde nochmals zur Diskussion stellen.

Sammlung Österreich

Denn im Gegensatz zur Debatte um die Neue Mittelschule will Schmied die Bevölkerung einbinden: "Die aktive Teilhabe an der Sammlung Österreich muss noch vor den traditionellen Aufgaben der Museen – Sammeln, Bewahren, Erforschen, Präsentieren – an der Spitze der kulturpolitischen Prioritäten und Überlegungen stehen."

Der "abgestimmte Thesenkatalog" (Veröffentlichung im Juni) bilde die Basis für die "Maßnahmen zur Weiterentwicklung" der Museen, die Schmied im Herbst 2008 zu präsentieren gedenkt. Vom Thesenkatalog erwarte sie sich auch "Rückenwind" für die Budgetverhandlungen. (trenk / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2007)