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Foto: Novak

Wien – Dem Nervenzusammenbruch nahe scheint Reinhard Novak, untersetzt und hyperventilierend, eigentlich immer. Die Angst, auf der Bühne zu versagen, ist daher nicht ohne Grund Ausgangspunkt und Titel seines neuen, am Montag im Orpheum präsentierten Programms. Das Lampenfieber mit vier Metaxa scheinkuriert zu haben erweist sich daher auch als der falsche Weg:

Novak, der ewige Loser unter den ehemaligen Schlabarett-Mitgliedern, verliert zwischendurch den Faden, bringt den Ablauf völlig durcheinander, verneigt sich schon vor der Pause zum Schlussapplaus – und rastet ob all der Widrigkeiten völlig aus. Dass er das Publikum beflegelt hat, tut ihm natürlich sofort bitter leid. Denn er habe gegen die Regel Nummer eins des Kabaretts verstoßen. Und wenn: dann darf man nur auf einzelne losgehen. Auf die, die eh keiner mag.

Nicht gemocht zu werden: Diese Angst habe aber jeder Zweite, behauptet Novak. Und so seziert er in der Folge äußerst variantenreich wie vielschichtig (samt pointierter Kritik am Geschäft mit der Angst und dem Schüren dieser vor Fremden) ein allgegenwärtiges Phänomen: "Außen trägt man Prada, innen Angst."

Als exemplarisches Beispiel für so ziemlich alle Neurosen dient sein von Panikattacken und Alpträumen geplagtes, dennoch plausibles Bühnen-Ich: Er habe Angst, als 75-Jähriger draufzukommen, dass das Leben doch einen Sinn gehabt haben könnte, und wenn einer in der ersten Reihe den ganzen Abend nicht lache, dann "verfolgt dich das wie die CIA den Bin Laden".

Grandios werden zudem erschreckend brillante Monologe von "echten Wienern" eingewoben, mit denen Novak seinem Publikum den Spiegel vorhält. Mitunter ist "Angst" daher gar nicht witzig: Es macht vielmehr nachdenklich. Doch die stillen Passagen dienen Novak in der Regie von Claus Tieber nur zum Luftholen: für eine rasante Achterbahnfahrt. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2007)