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Die Quellen bleiben in öffentlicher Hand - die Hähne dazwischen sollen Private übernehmen

Foto: APA/ Jochen Eckel
Die Stadt Klagenfurt will ihr Wassernetz privatisieren. Derzeit läuft eine EU-weite Ausschreibung. Der globale Wasserkonzern Veolia hat die besten Chancen. Die Stadtwerke erwarten sich eine Kostenersparnis von zehn Prozent. Die Grünen warnen vor dem Ausverkauf öffentlichen Guts - Von Elisabeth Steiner
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Klagenfurt – Es geschah alles ganz still und leise. Vor rund einem Jahr übernahm der französische Weltkonzern Veolia die Wasserversorgung der kleinen Kärntner Gemeinde Maria Rain. Konkret: Dienstleistungen rund um das Wasser, wie Reparatur, Wartung, Neuverlegung des Leitungsnetzes wurden der Firma Aquassist übertragen. Diese wiederum wurde von den Klagenfurter Stadtwerken zu 41 Prozent an die Veolia und zu sechs Prozent an die Aqua Consult, eine Veolia-Tochter verkauft.

Dem milliardenschweren globalen Wasserkonzern Veolia, der mit dem ebenfalls französischen Unternehmen Suez 65 Prozent des weltweiten Wassermarktes kontrolliert, gelang damit der lang ersehnte Einstieg in den österreichischen Markt. Von hier aus soll Südosteuropa aufgerollt werden.

Zwei Bewerber sind im Rennen

Nun dürfte Veolia über Aquassist bald auch in Klagenfurt einsteigen. Die Klagenfurter Stadtwerke, die noch 49 Prozent an der Aquassist halten, haben über die Wasserwerke den Wassernetzbetrieb ausgeschrieben. In dem zweistufigen EU-weiten Ausschreibungsverfahren ist jetzt Stufe zwei erreicht. Neben der Veolia sind nur mehr zwei Bewerber im Rennen. Klagenfurter "Insider" rechnen damit, dass die Aquassist/Veolia das Rennen machen wird. Das könnte dann auch in Klagenfurt der Beginn einer von Veolia weltweit vor allem in finanzschwachen Kommunen praktizierten Salamitaktik werden, die dann in wesentlichen Beteiligungen an der öffentlichen Grundversorgung enden.

Urangst vor einem Ausverkauf sei unbegründet

Vonseiten der Klagenfurter Stadtwerke erwartet man sich vom Outsourcing der Wasserdienstleistungen eine "Kostenersparnis von zehn Prozent", wie Stadtwerke-Vorstand Romed Karre gegenüber dem Standard betont. Die Urangst vor einem Ausverkauf des Wassers sei unbegründet, denn die Quellen würden im Besitz der Stadt bleiben. Die Aquassist habe nur das "Fruchtgenussrecht" am Klagenfurter Wasser. Einen Preisanstieg der Wassergebühren durch die "Privatisierung" des Wassernetzes erwartet Karre nicht. Für die Wartung des Wassernetzes müssen die Stadtwerke aber jährlich rund vier Millionen Euro an die Aquassist abliefern. Dass Veolia darüberhinaus durchaus auch noch Appetit auf mehr in Klagenfurt, etwa den Bereich Abwasser, hat, bestätigt Aquassist-Geschäftsführer Alexander Ruhland: "Überall, wo wir erwünscht sind als Partner, sind wir interessiert".

Der Bereich "Abwasser befinde sich derzeit im Aufbau in der Aquassist. Veolia sei weltweit auch im Abwassergeschäft tätig und verfüge daher über ein entsprechendes Know-how. An einer Auslagerung des Abwasserbereiches vonseiten der Stadt Klagenfurt sei derzeit nicht gedacht, wehrt der Sprecher von Bürgermeister Harald Scheucher, Adolf Krumpf ab. Der liege in der Hoheitsverwaltung der Stadt. Dafür habe man Personal, das großteils pragmatisiert sei.

Aufwändige Sanierung bezahlte die Gemeinde

"Was sollen die Quellen ohne Leitungen", fragt sich der Sprecher der Kärntner Grünen, Rolf Holub: "Wenn uns die Aquassist die Leitung abdreht, kommt ja kein Wasser mehr raus". Der Klagenfurter Grüne-Gemeinderat Matthias Köchl warnt vor einem Ausverkauf von öffentlichem Gut an globale Konzerne: "Erst sollte die Ausgliederung der Stadtwerke evaluiert werden, bevor man weiter privatisiert." Die Aquassist verfügt nur über acht Mitarbeiter. Um ihre Aufträge bewältigen zu können, kann das private Unternehmen auf das Personal des Klagenfurter Wasserwerks zurückgreifen. In Maria Rain hat man übrigens vor dem Verkauf der Wasserdienstleistungen an die Aquassist Quellen und Pumpstationen aufwändig saniert: um satte 150.000 Euro. Die allerdings musste die Gemeinde berappen. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD Printausgabe 8.11.2007)