Stefan Halper, Turnusärztevertreter der Niederösterreichischen Ärztekammer, sieht noch erheblichen Bedarf, "dass wir die Qualität unserer Ausbildung verbessern". Die Turnusärzte würden unter anderem an ihrer Mittelstellung zwischen Verwaltungs- bzw. Pflegepersonal und etablierter Ärzteschaft leiden. Halper: "Der einzelne Turnusarzt ist meist nur wenige Monate an einer Abteilung, das Verwaltungs- und Pflegepersonal hat es sich oft gut gerichtet." Tätigkeiten, die eigentlich von nicht-ärztlichem Personal zu erledigen sind - etwa Blutdruck messen, Fiebertabellen übertragen, EKG schreiben -, werden damit oft auf Turnusärzte abgewälzt.
Die Konsequenz: "Wir erledigen das in einer Zeit, in der die Ambulanzen laufen, können oft nicht an den Visiten teilnehmen und etwas lernen." Medizinisch profitiere man dadurch viel zu wenig.
Am Ende der Ausbildung sei man dann Arzt für Allgemeinmedizin, ausgebildet in "Zettelschreiben und Blutabnehmen". Für die verantwortungsvolle Betreuung von Patienten reicht das nicht.
Halper vermisst das Verständnis für die Bedeutung von qualitativer Ausbildung. "Ich war als Student in Australien, Amerika und Deutschland. In den englischsprachigen Ländern hat Ausbildung auch für einen etablierten Arzt einen sehr hohen Stellenwert. In Amerika ist der Facharzt, der die jungen Kollegen ausbildet, unheimlich hoch angesehen, bekommt extra Zeitbudget und Entlohnung." Eine Kultur, die es in Österreich nicht gibt. Halper: "Bei uns rennt das so nebenbei, ist fast lästig." Um "lästig" sein zu können, benötigt man freilich erst einen Turnusplatz. Und die sind begehrt. In Wien heißt es durchschnittlich zwei bis drei Jahre warten.