Wien - In der Debatte um Integration wird wenig auf die Kinder geschaut, obwohl sie eine große Anpassungsleistung erbringen und, anders als viele Erwachsene, Kindern anderer Religionszugehörigkeit oder Herkunft tolerant begegnen. Im Rahmen der Untersuchung "Kinder sind anders", die das Institut für Kinderrechte im Auftrag der Salzburger Landesregierung durchgeführt hat, wurden 723 Zehnjährige zu ihren Wertvorstellungen, ihren Lebenszielen und ihrer religiösen Vorstellung befragt.

Von den 368 Mädchen und 355 Buben gaben 73,5 Prozent Deutsch als Muttersprache an, Bosnisch, Türkisch, Serbisch und Kroatisch waren die häufigsten Fremdsprachen. Mehr als zwei Drittel waren römisch-katholisch, 12,7 Prozent muslimisch, je 4,6 Prozent waren serbisch-orthodox oder evangelisch, 4,3 Prozent waren ohne Bekenntnis.

Freundschaften

Was Freundschaften betrifft, sei Viertklässlern unabhängig von Herkunft oder Religion gleichermaßen Ehrlichkeit (20 Prozent), Gerechtigkeit (18 Prozent) und Spaß (19 Prozent) wichtig, sagte Martin Felinger, einer der Studienautoren, bei der Präsentation am Mittwoch in Wien. Auch beim Konfliktlösungen überwiegen die Gemeinsamkeiten: Ein Großteil löst Streitigkeiten untereinander. Lediglich türkische Kinder suchen bei Konflikten etwas häufiger Unterstützung bei Bezugspersonen.

Lebensziele

Größere Unterschiede gab es bei den Lebenszielen. Während für Kinder mit Migrationshintergrund "Erfolg im Leben" im Vordergrund steht, sind österreichischen Kindern Gesundheit, Freunde und "Spaß am Leben" am wichtigsten. Was die Gottesvorstellungen betrifft, verstehen katholische Kinder ihren Gott vor allem als barmherzig, sie glauben auch, dass letztendlich alle ins Paradies kommen. Im Gegensatz ist für muslimische Buben und Mädchen Gott vor allem kontrollierend und strafend. Sie sind der Ansicht, dass man nach dem Tod für Fehler bestraft wird.

Die soziale Lage - Kinder aus Migrantenfamilien leben besonders häufig in den einkommensschwächsten Schichten - "verstärkt oft noch religiöse und ethnische Momente", sagte Gernot Rammer vom Institut für Kinderrechte. Daher könne Integration ohne soziale Absicherung nicht funktionieren. Wichtig für die Integration sei aber auch, dass die Zeit des gemeinsamen Lernens ausgedehnt wird und Kinder durch das Schulsystem nicht zu früh segregiert würden. (fern/ DER STANDARD Printausgabe 8.11.2007)