Islamabad/Neu Delhi - Die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto hat zu Massenprotesten gegen den verhängten Ausnahmezustand aufgerufen. Für Freitag kündigte sie eine Massenkundgebung, für Dienstag einen "langen Marsch" von Lahore nach Islamabad an. Ebenso wie die USA verlangte Bhutto von Staatschef Pervez Musharraf, den Notstand zu beenden, die Uniform abzulegen und Wahlen abzuhalten.

Bhutto war am Vortag ins Zentrum des politischen Sturms nach Islamabad gereist. Es blieb aber unklar, ob sie sich gegen den General stellt - oder in Wahrheit gemeinsame Sache mit ihm macht. Zwar kritisierte Bhutto den Ausnahmezustand erneut scharf, schloss aber Gespräche mit Musharraf nicht aus. Stattdessen schürte sie Ängste. "Pakistan nähert sich in großen Schritten einer gewaltigen Katastrophe", meinte sie.

Die Kundgebung von Bhuttos Partei am Freitag in Rawalpindi bei Islamabad war zwar schon vor dem Notstand geplant - könnte aber einen Wendepunkt markieren. Die Frage ist, ob Bhutto es bei dosierten Alibi-Aktionen belässt oder ob die Kundgebung Auftakt für Massenproteste ist. Ihr mehrdeutiger Kurs kommt in Pakistan nicht gut an. Ein dubioser Handel mit Musharraf könnte ihren Ruf dauerhaft ruinieren. Bhutto scheint noch zu sondieren, auf wessen Seite sie sich schlägt. Laut dem Analysten S. Akbar Zaidi steht sie vor der Entscheidung ihres Lebens: Sie könne die Opposition führen und zur "Vorkämpferin der Demokratie" werden - oder sich die Macht mit Musharraf teilen und "ihre Seele dem Militär und dem General verkaufen".

Aus Pakistans Führungsriege kamen widersprüchliche Signale. "Ich bin sicher, dass der Notstand in zwei bis drei Wochen endet", sagte der Chef der Regierungspartei PML-Q, Chaudhry Shujaat Hussain. Premier Shaukat Aziz dementierte dies. (Christine Möllhoff /DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2007)