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Madonna und Adoptivsohn David Banda

Foto: AP/ KAREL PRINSLOO

Von Marc Engelhardt aus Nairobi

Sie haben es vielleicht gut gemeint, die selbsternannten Helfer von "Zoés Arche", die vor zwei Wochen 103 Kinder aus dem Tschad fliegen wollten. In Europa warteten schon hoffnungsfrohe Adoptiveltern.

Doch die Kinder sitzen nun im Waisenhaus von Abéché, die Helfer in Haft in Tschads Hauptstadt N'Djamena. "Das sind Fanatiker, die glauben, Gutes zu tun", sagt der französische Journalist Marc Garmirian, der mit den wegen Kinderhandels Angeklagten in Haft saß. Der Fall zeigt, welche Blüten das Adoptionsgeschäft mit afrikanischen Kindern treibt.

Kultureler Verlust

"Ein afrikanisches Kind zu adoptieren ist hip, seit Stars wie Madonna es hoffähig gemacht haben", kritisiert die Deutsche Irene Baumgärtner, die in Kenia ein Kinderheim leitet. "Helfen Sie einem leidenden Kind", werben halbseidene Agenturen im Internet für das Kind auf Bestellung. Die steigende Nachfrage hat auch Unicef auf den Plan gerufen. "Wir lehnen Adoptionen über Grenzen hinweg nicht rundweg ab, aber die Kinder laufen große Gefahr, ihre kulturelle Identität zu verlieren", warnt Victor Chinyama vom Afrika-Büro des UN-Kinderhilfswerks.

Legale Adoption hat viele Hürden

Eine Adoption in Afrika hat zudem - wenn legal - viele Hürden. Sie ist zeitaufwändig und teuer. In Kenia etwa, das als einer von wenigen Staaten in Afrika entsprechende Abkommen unterschrieben hat, müssen die Antragsteller mindestens ein halbes Jahr mit ihrem Kind zusammenleben - vor Ort. In Malawi, wo Madonna ihren Sohn im gesetzeswidrigen Eilverfahren adoptierte, sind es 24 Monate. Dazu kommen massenhaft persönliche Unterlagen, die von einer Adoptionsagentur geprüft und einem Anwalt bei Gericht vorgestellt werden müssen. Kosten: gut 2500 Euro.

"Wunderkinder"

Vielen ist das zu viel Aufwand, der Kinderhandel floriert. In Kenia flog eine Gruppe auf, die mit bizarrer Masche Dutzende von Kindern nach Europa schleuste. Ein selbsternannter Bischof erklärte, seine Gebete ließen "Wunderkinder" zur Welt kommen. Seine Frau behauptete, binnen fünf Jahren 13 Kinder geboren zu haben. In Wirklichkeit waren sie im Slum armen Eltern abgekauft worden.(Marc Engelhardt aus Nairobi/DER STANDARD Printausgabe 8.11.2007)