Tel Aviv – Im Streit um das iranische Atomprogramm hat Israel die Ablöse des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohamed ElBaradei, gefordert.

Der mit dem Iran-Dossier betraute Vize-Ministerpräsident Shaul Mofaz warf ElBaradei am Donnerstag vor, die Augen vor dem Atomprogramm Teherans zu verschließen. „Die Politik, die ElBaradei verfolgt, bringt die Welt in Gefahr“, sagte Mofaz. Er warf ElBaradei vor „langsam und unverantwortlich“ mit dem Iran umzugehen. ElBaradei stecke den Kopf in den Sand. Der IAEO-Chef hatte im Oktober gesagt, der Iran benötige noch drei bis acht Jahre, bis er eine Atombombe herstellen könne. Die israelische Regierung geht von einem kürzeren Zeitraum aus. Israel ist seit 1957 Mitglied der IAEO, hat aber den Atomwaffensperrvertrag (NPT) nicht unterschrieben.

Die Attacke auf ElBaradei könnte auch im Zusammenhang mit dessen kritischen Äußerungen zu dem israelischen Luftangriff auf eine angeblich in Bau befindliche Atomanlage in Syrien stehen. „Erst bombardieren und dann Fragen stellen, unterminiert meiner Ansicht nach das System und führt zu keiner Lösung“, hatte ElBaradei gesagt.

Nachdem der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad am Mittwoch erklärte, dass der Iran 3000 Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb habe, befürchten die USA offenbar einen israelischen Militärschlag gegen den Iran. Mit 3000 Zentrifugen sei die kritische Zahl für Israel erreicht, schreibt die Londoner Times. Die Times beruft sich auf „Quellen“ im Pentagon. Das US-Verteidigungsministerium dagegen wolle noch weiter abwarten. (Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 9.11.2007)