Wien - Marlies Schild und Benjamin Raich waren in der vergangenen Saison erst im letzten Rennen am Gewinn der Gesamtweltcups gescheitert. Vor den beiden Slaloms am kommenden Wochenende auf der österreichischen Reiteralm machten die beiden im Doppel-Interview klar, dass die Enttäuschung über das knappe Scheitern längst neuem Angriffsgeist gewichen ist. Auf der Reiteralm werden zwei Wochen nach dem Gletscher-Auftakt in Sölden jene beiden Slaloms ausgetragen, die im finnischen Levi wegen Schneemangels abgesagt wurden. Vor einem Jahr hatten Raich und Schild die beiden Rennen in Finnland gewinnen können.
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Fällt mit dem Abstand von mehreren Monaten der Blick zurück bereits ungetrübt aus? Raich: "Natürlich ist es nicht das Ziel, Zweiter zu werden. Aber wenn man bis zum Schluss in diesem Bereich mitkämpfen kann, ist das sensationell. Da hat man auf jeden Fall eine gute Saison gehabt. Es war für uns beide bis zum letzten Tag alles drin und dann standen wir quasi mit leeren Händen da. Aber das Leben geht weiter. Und man sieht das Positive und davon war ja wirklich sehr viel da." Schild: "Sicher war auch bei mir eine gewisse Enttäuschung da. Aber im Nachhinein war der ganze Kampf bis zum Schluss eine große Bereicherung. Ich habe gesehen, zu welchen Leistungen ich eigentlich in der Lage bin. Vor allem in den Speed-Disziplinen. Das will ich in die kommende Saison mitnehmen." Wie sind also die Ziele für die gerade angelaufene Saison? Raich: "Wir hatten beide eine wirklich gute Saison, das traue ich mich auch für die Marlies zu sagen. Man muss es realistisch sehen, aber ich möchte natürlich wieder möglichst weit nach vorne. Das Ziel ist also ähnlich." Schild: "Die letzte Saison war ein Traum. Ich durfte viele Siege feiern und habe Medaillen gewonnen. Im Weltcup war ich Zweite, also bleibt das große Ziel auf meiner Liste." Die meisten Siege, das meiste Preisgeld, dennoch "nur" Zweiter. Können Sie beide überhaupt noch etwas besser machen, um sich diesmal die Kugel zu sichern? Raich: "Wichtig ist, immer zu versuchen, etwas zu verbessern. Das sieht man oft zunächst nicht in Ergebnissen. Man soll zu jeder Zeit im ganzen Jahr alles geben und konsequent arbeiten. Dann sollten auch die Ergebnisse passen." Schild: "Im Slalom geht's tatsächlich nicht mehr viel besser. Ich habe praktisch in nur zwei Rennen gepatzt. Mir ist bewusst, dass ich eine solche Saison erst einmal wieder haben muss. Aber dennoch. Es gibt immer Rennen, in denen man mehr herausholen kann." Haben die Materialänderungen Auswirkungen auf ihre persönliche Performance? Raich: "Dem Zuschauer wird nicht viel auffallen. Wir haben natürlich einiges getestet und ich hoffe, speziell in der Abfahrt, alles gut im Griff zu haben. Denn dort ist die Umstellung am größten." Schild: "Ich merke im Slalom schon Unterschiede. Ich glaube aber, dass mir die breiteren Ski sogar eher entgegenkommen, weil ich sehr aggressiv unterwegs bin. Und durch die breiteren Ski dauert es länger, bis der große Druck kommt." Vergangenes Jahr hatten sie beide einen Traumstart in Levi. Kann man so etwas wiederholen? Raich: "Im Sport kann man sich nichts kaufen, sondern nur alles erarbeiten. Das ist auch gut so. Ich hoffe sehr, so einen ähnlichen Start im Slalom hinlegen zu können." Schild: "Es wär ein Traum, wieder so zu starten. Wenn es gut beginnt, geht die ganze Saison etwas leichter. In Sölden habe ich noch nie viel zusammengebracht. Und dass Levi ausgefallen ist, ist kein Problem. Ich habe dort gute, aber auch schon schlechte Ergebnisse erzielt." (APA)