Präzise Frucht und Leichtfüßigkeit charakterisieren die Kracher-Kollektion 2005, Traminer und Muskat Ottonel sind die Stars
Redaktion
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Zehn Trockenbeerenauslesen waren es, in bekannter Kracher-Tradition aufsteigend durchnummeriert, die Gerhard Kracher bei der Präsentation der Kollektion 2005 vorstellte. Angesichts der handwerklichen Perfektion, mit der Botrytis-Süßweine in diesem Haus gemacht werden, kann es dabei logischerweise nicht um Dimensionen wie "besser" oder "schlechter" gehen, sondern vielmehr um persönliche Rebsorten-Vorlieben und "Zugänglichkeit jetzt" oder "später". Wobei die Beschreibung "elegant, sophisticated, überraschend leichtfüßig bei hoher Komplexität, präzise Fruchtaromatik und frische extrem ausgewogener Säure", sozusagen als "Überbau" für diesen Jahrgang gilt, bei dem es durch Regen und Kälte während der Blütezeit (Ende Mai, Anfang Juni), doch einiges an Ausfällen gab.
Herausragend und äußerst einladend ist der Traminer TBA No. 3 "Nouvelle Vague" (Barrique-Ausbau) mit zartem Rosenduft, der immer prächtiger wird mit der Zeit im Glas, und einem feinen Aroma nach dunkler Schokolade. Für einen Traminer, die Rebsorte ergibt generell eher volle Weine, und Krachers kraftvollen Stil und angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Süßwein der höchsten (sprich zuckerreichsten) Sorte handelt, wirkt er angenehm leicht und hat eine attraktive, sehr weiche, cremige Textur. Die Rebsorte ist wegen ihrer eigenwilligen Aromatik nicht jedermanns Geschmack. Und als Sommelier im Restaurant wird einem schon einiges an Gehirnschmalz bei der Kombination mit Speisen abverlangt. Aber die Krachers lieben die Sorte, und das schmeckt man auch.
Muskat Ottonel No 6 "Zwischen den Seen" ist der zweite Wein, den die Berichterstatterin hervorheben möchte (die sich hiermit generell als Fan von "Welschriesling for TBA president" deklariert, aber heuer von diesen beiden Aroma-intensiven Sorten überzeugt wurde – soviel zum Thema persönliche Rebsorten-Vorlieben). „Zwischen den Seen“ bezeichnet die Stahltank-vinifizierten Weine des Hauses. No 6 wirkt etwas fülliger als die Weine No 1 bis 5 und entwickelt mit der Zeit ein ausgeprägtes, wunderschönes Aroma nach Orangetten mit Schokoüberzug, dessen Orangen-Duft mit der Zeit immer intensiver und präziser zum Tragen kommt.
An dritter Stelle: Welschriesling TBA No 8 "Zwischen den Seen", eine Sorte, die immer auf lange Sicht anzulegen ist, da der Wein im Stadium der Jugendlichkeit – und das ist er zwei Jahre nach der Ernte - noch selten seine volle würzige Pracht und Eleganz einbringt. Er hat aber auch noch seltenst enttäuscht, sofern er ein höheres Alter erlebt hat und nicht bereits vorher getrunken wurde. Bemerkenswert ist auch die nach Schokokuchen und roten Früchten schmeckende Zweigelt TBA No 2 "Nouvelle Vague", um die man, als roter Süßwein ohne den Namen Kracher, möglicherweise einen sehr großen Bogen machen würde. Zu Unrecht. (Luzia Schrampf)
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