Die deutsche Telekommunikationsbranche muss sich für die Tarifrunde 2008 auf eine hohe Lohnforderung der Gewerkschaft Verdi einstellen. "Wir gehen mit einer Forderung von sechs Prozent in die Mitgliederdiskussion", sagte Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder am Mittwochabend in Bonn. Die Beschäftigten in der Branche könnten nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt werden. Im Dezember solle das Ergebnis der Debatte feststehen.

Für die Branche gibt es keinen einheitlichen Tarifvertrag, die Unternehmen handeln meist Haustarife aus. Für die Deutsche Telekom war zuletzt eine Erhöhung von drei Prozent vereinbart worden.

Von der Telekom forderte Schröder, seine Probleme am Heimatmarkt nicht auf dem Rücken seiner Mitarbeiter auszutragen. "Die Beschäftigten dürfen es nicht ausbaden, wenn die Telekom ein Umsatzproblem hat." Trotz erster Erfolge seien weitere Verbesserungen im Service notwendig, um sich von der Konkurrenz abzuheben. "Es definiert sich nicht alles über den Preis, was Umsatz ausmacht", sagte Schröder, der auch im Aufsichtsrat des Bonner Konzerns sitzt. Dazu brauche es aber motivierte Beschäftigte.

Schröder begrüßte Investitionen in neue Geschäftsfelder wie das Fernsehen über Breitband (IPTV) oder das Internet-Geschäft, aber auch die Kooperation mit Apple beim Vertrieb des iPhone in Deutschland. All dies könne zu mehr Umsatz führen, erfordere aber auch ausreichend Personal. "Die Telekom muss weiter in Service, Schnelligkeit und Verfügbarkeit investieren", mahnte Schröder.

Gegen den Widerstand von Verdi hatte die Telekom in diesem Jahr rund 50.000 Service-Mitarbeiter in konzerneigene Gesellschaften ausgelagert. Die Beschäftigten arbeiten dort künftig länger, ihr Lohnniveau wurde um 6,5 Prozent gesenkt. Allerdings federt die Telekom die Kürzung durch Ausgleichszahlungen ab. Bis Ende 2008 erhalten die Betroffenen das gleiche Geld wie bisher. Den Rest will Schröder ab 2009 über Tariferhöhungen ausgleichen. Dies wäre mit Abschlüssen von 2,1 Prozent pro Jahr möglich. Die Telekom will bis 2010 bis zu 4,7 Milliarden sparen, um wettbewerbsfähiger zu werden. (APA)