Attraktives Kuriosum von Antonio Chichi (1743-1816): Rundtempel von Tivoli, Korkmodell (Staatliche Museen Schloss Wilhelmshöhe, Kassel)

Foto: Akademiegalerie

Wien - Mit 110 Werken zu "Traum vom Süden. Die Niederländer malen Italien" spannt Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste den Bogen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. "Wir laden Sie mit unserer Winterausstellung zum Träumen ein", versprach die Gemäldegalerie-Direktorin und Kuratorin Renate Trnek.

Wie auch schon die flämischen und holländischen Maler des 17. Jahrhunderts, die das goldene Licht des Südens auf ihren Bilder festhielten, holte die Akademie der bildenden Künste den "Traum vom Süden" passend zum sich ankündigenden Winter nach Wien. Über die Hälfte der ausgestellten Gemälde werden erstmals in Wien zu sehen sein. Die "fantastisch schönen" Mega-Seller des 17. Jahrhunderts stammen etwa aus dem Liechtenstein Museum, das Kooperationspartner der Schau ist, sowie aus Beständen polnischer, deutscher oder rumänischer Sammlungen.

Trinkfreudige Romreisende

Die durch acht Bereiche führende Ausstellung widmet sich der Entdeckung der Antike, der Entstehung der Lichtmalerei, den Landschaften der Götter und der italienischen Ideallandschaft aus holländischer Sicht. Ebenso Motiv: die Hinterhöfe der Ewigen Stadt, die trinkfreudige holländische Malerkolonie in Rom sowie Hafenbilder und Küstenlandschafte als Spiegel der Sehnsucht nach der Ferne und letztlich die klassizistisch-pathetischen Tendenzen in der "italianisanten" Landschaftsmalerei.

Bis zum 9. März werden die "italianisanten" Werke - Italien mit holländischen Augen - zu bestaunen sein. Bilder des Franzosen Claude Lorrain, der mit niederländischer Gefolgschaft ab den 1630er Jahren die Gegenlichtdarstellung als Ultima Ratio der Lichtmalerei zur Vollendung brachte, sind ebenso zu sehen wie fünf Werke von Nicolaes Berchem, dem Großmeister der italienischen Pastorale. Er malte Italien aus zweiter Hand, ohne selbst dort gewesen zu sein, erklärte Trnek. Ihm genügten die Werke und Schilderungen der zurückkommenden Künstler.

"Frühform der Souvenirindustrie"

Wie die Kuratorin betonte, konzentriere man sich nicht auf Blockbuster, sondern verfolge in der Gemäldegalerie "einen etwas wissenschaftlicheren Ansatz", dem der "Traum vom Süden" entspräche. Die Gemäldegalerie der Akademie könne sich rühmen, den vielfältigsten Bestand an niederländischer Malerei zu bieten, und sei daher ein idealer Ort für diese Schau, in der ein "unbekannter Teil der holländischen Malerei" gezeigt wird, zeigte sich Trnek stolz.

Neben Gemälden wird auch eine "Frühform der Souvenirindustrie" ausgestellt: Korkmodelle berühmter Bauten, etwa des "Forum Romanum". Im letzten Raum der Ausstellung, wo anhand von Gemälden bis zum beginnenden 19. Jahrhundert mit "beinhartem Klassizismus" das Ende der Lichtmalerei veranschaulicht wird, steht in der Mitte ein fast bis zur Decke reichendes Werk des Gegenwartskünstlers Valery Koshlyakov, der mit heutigem Material den Ewigkeitsanspruch der Antike thematisiert. Sein Tempel-Nachbau besteht aus Müll. (APA)