Wien - Am Freitag tagt der Rat für deutsche Rechtschreibung zum ersten Mal in Wien. Ab dem Schuljahr 2008/09 gilt aufgrund des Ablaufs einer Übergangsfrist die neue Rechtschreibung endgültig an den österreichischen Schulen. Zur Verwirrung könnte aber noch eine Initiative von österreichischen Autoren beitragen, die eine Gesetzesänderung erwirken wollen. Einer der Tagesordnungspunkte ist die von den Autoren geforderte Beachtung der Originalschreibweisen ihrer Texte in Schulbüchern.

700 Unterschriften hat die IG Autorinnen Autoren zusammengetragen, um den österreichischen Gesetzgeber zur Änderung des österreichischen Urhebergesetzes aufzufordern. Beachtet werden sollen auch mit der neuen Rechtschreibung die Originalschreibweisen, wie sie zwischen den Autoren und Verlagen vertraglich geregelt sind. Im Vordergrund der Tagung steht freilich die "Beobachtung des Schreibgebrauchs an kritischen Stellen", wie Ludwig M. Eichinger, Leiter des Instituts für deutsche Sprache, erläuterte.

"Hausorthographien"

"Diese Schreibweisen sollen auch durch Neuerungen in der offiziellen Rechtschreibung erst dann verändert werden dürfen, wenn ein dementsprechendes Einverständnis des Urhebers bzw. des Rechteinhabers vorliegt", heißt es in einem Schreiben der Interessengemeinschaft. Die österreichische Rechtssituation sehe eine solche Einwilligungsnotwendigkeit bei Publikationen für Schul- und Unterrichtszwecke nicht vor.

Zu den Unterzeichnenden zählen namhafte österreichische Schriftsteller wie Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Anna Mitgutsch, Alfred Komarek, Friederike Mayröcker oder Ferdinand Schmatz. Bei der Sitzung des Rates für deutsche Rechtschreibung, zu der Unterrichtsministerin Claudia Schmied eingeladen hat, wird der Vertreter der IG Autorinnen Autoren im Rat, der Schriftsteller Ludwig Laher, ein Impulsreferat über "Hausorthographien" von Schriftstellern halten.

Diskussionslage bei "Gräuel"

Laut Ludwig Eichinger gebe es zu diesem Thema verschiedene Meinungen, aus Deutschland sei eine ähnliche Initiative bisher nicht gekommen. Man werde bei der Sitzung über eine Empfehlung oder einen Beschluss diskutieren. Er verstehe jedoch, dass die individuellen Schreibweisen - insbesondere die Satzzeichensetzung - einiger Autoren für die Schüler verwirrend sein könnten.

Das Hauptaugenmerk der Sitzung liegt auf der Beobachtung des Schreibgebrauchs bei der Getrennt- und Zusammenschreibung als auch der Zuordnung von Lauten und Buchstaben wie "Gämse" oder "Gräuel". Man wolle sich ein Bild über die Diskussionslage verschaffen, zumal man im Jahr 2010 einen Bericht abgeben werde, in dem man über Trends berichten wird. (APA)