Die deutschen Tageszeitungsverleger wollen bei ihrer Internet-Präsenz Boden gegenüber den Zeitschriften gutmachen. "Dass Spiegel Online mit den höchsten Nutzerzahlen im Internet der Branchenführer ist, ist eine Niederlage für die deutschen Tageszeitungen", sagte Uwe Vorkötter, Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau", beim Printgipfel der Münchner Medientage. "Es reicht nicht, eine Zeitung im Netz abzubilden, sondern sie muss sinnvoll fürs Internet gestaltet werden." Die Regionalzeitungen brachten es im vierten Quartal 2006 auf 6,8 Millionen Leser im Netz pro Tag, Spiegel Online allein auf 3,9 Millionen.

Gerade lokale und regionale Angebote der Zeitungshäuser seien "hoch attraktiv", so Bodo Hombach, Geschäftsführer der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ). Die "WAZ" hat mit "Der Westen" kürzlich ein Portal gestartet, das mehrere im Konzern erscheinende Regionalblätter zusammen bestreiten. Hombach kündigte an, dieses Online-Angebot auch mit Bewegtbildern auszustatten.

Dass Blogs, Videoportale wie "YouTube" und von Lesern gemachte Zeitungen wie "Oh my News" in Südkorea keine Konkurrenz für journalistische Internetauftritte seien, habe sich als Erkenntnis inzwischen überall durchgesetzt, sagte Christoph Keese, Chefredakteur der "Welt am Sonntag" und von Welt Online. "Der Info-Markt wird im Netz von den Verlagshäusern dominiert. Der Wikipedia-Mechanismus, jeder kann überall mitmachen, funktioniert schon bei 'Oh my News' nicht mehr, denn auch dort sind bereits 60 Redakteure beschäftigt."

Zeitung nicht klein zu kriegen

Die Verleger gehen trotz Internet-Konkurrenz und rückläufiger Auflagenzahlen davon aus, dass die Zeitung nicht klein zu kriegen ist. "Die Menschen haben eine emotionale Bindung zur Zeitung", sagte Hombach. "Wenn die morgens nicht im Postkasten ist, sind sie ganz aufgeregt. Viel aufgeregter, als wenn sie morgens aufwachen und ihre Frau nicht neben ihnen liegt." (APA/dpa)